180‘000 Franken gibt die Schulgemeinde Sirnach jedes Jahr für Deutschkurse aus. Diese DaZ-Kurse (Deutsch als Zweitsprache) sind eigentlich für Kinder gedacht, die erst seit kurzem in der Schweiz leben und darum auf Sprachunterricht angewiesen sind. Die Kurse werden aber von vielen Kindern besucht, welche in der Schweiz geboren sind und deren Eltern schon über 20 Jahre im Land leben.
Die Eltern könnten mehr Effort zeigen, damit die Deutschlektionen gar nicht nötig werden.
In diesen Fällen will Schulpräsident Urs Schrepfer die Eltern zur Kasse bitten. «Die Eltern könnten mehr Effort zeigen, damit die Deutschlektionen gar nicht nötig werden», sagt Schrepfer. Schon für kleine Kinder gebe es in der Gemeinde Angebote um Deutsch zu lernen, z. B. Mutter-Kind-Turnen, Sprachspielgruppen oder Kinderbücher und CDs in der Bibliothek.
Grundwortschatz ist wichtig
Beim Eintritt in den Kindergarten werden von den Kindern keine perfekten Deutsch-Kenntnisse erwartet. «Wichtig ist, dass die Kinder Fragen und Anweisungen verstehen und dass sie ihre Anliegen mitteilen können», sagt Marianne Manz, welche seit 20 Jahren DaZ unterrichtet. Schon im Kindergarten sei Kommunikation wichtig, damit ein Kind dem Unterricht folgen könne.
Kreuzlingen als Vorreiterin
Die Schulen in Kreuzlingen nehmen die Eltern seit 2008 in die Pflicht. Wer seinen Kindern den Spracherwerb vor dem Kindergarten nicht ermöglicht, muss pro Monat 60 Franken an den Deutschkurs bezahlen. Am Anfang mussten 100 Prozent der Eltern mitzahlen, heute sind es noch 80 Prozent. Die Idee hinter der Kostenbeteiligung ist, dass die Eltern für die Bedeutung der Sprachkenntnisse sensibilisiert werden. «Es dürften allerdings noch mehr Eltern sein», sagt Schulpräsident Jürg Schenkel.
Rückendeckung vom Kanton
Bis jetzt waren die rechtlichen Grundlagen für eine Kostenbeteiligung der Eltern schwammig. Mit einer Anpassung des Volksschulgesetzes will die Regierung den Schulgemeinden den Rücken stützen. «Wir wollen eine Kann-Formulierung im Gesetz. Manchmal hilft es schon, wenn einfach die Möglichkeit für eine Überwälzung besteht», sagt Regierungsrätin Monika Knill. Aktuell werden die Antworten aus der Vernehmlassung ausgewertet.
SRF eins, Schweiz aktuell, 19 Uhr