Appenzell wird zum Opfer des eigenen Erfolgs. Mit tiefen Steuern hat der kleinste Kanton der Schweiz Reiche und Unternehmen angelockt. Doch wo Steuern sinken, da steigen die Preise für Miete und Wohneigentum. Viele können sich im Dorf Appenzell keine Wohnung mehr leisten. Junge Familien müssen in Aussenbezirke ausweichen.
«Mir geht es zu schnell»
Überbauungen werden hochgezogen mit einer Geschwindigkeit, die vielen Einheimischen Bauchschmerzen macht, sagt Agathe Nisple: «Es geht zu schnell. Das macht mir Sorgen. Das Wachstum im Baubereich muss gestoppt werden.» Agathe Nisple war 15 Jahre Mitglied der grössten Baukommission des Kantons Appenzell Innerrhoden. Auch der zuständige Regierungsrat, Landammann Daniel Fässler, sieht darin ein Problem: «Die Preise sind deutlich zu hoch bei uns. Wir haben schlicht zu wenig Mietwohnungen in Appenzell.» Der Quadratmeterpreis für Eigentumswohnungen im Zentrum von Appenzell liegt rund 600 Franken höher als in der Stadt St. Gallen, das rund 14 Mal mehr Einwohner hat als das Dorf Appenzell.
Die Regierung soll preiswerten Wohnraum schaffen
Der Innerhoder SP-Präsident Martin Pfister wollte im Frühling mit einem Vorstoss an der Landsgemeinde den Kanton dazu verpflichten, günstigen Wohnraum auf genossenschaftlicher Basis für alle zu schaffen. Allerdings erfolglos: «Der Leidensdruck ist gross. Der Staat muss nun handeln.» Eine Forderung, die bei Landammann Daniel Fässler auf offene Ohren stösst.
Nach zähen Verhandlungen konnte der Kanton Appenzell Innerrhoden nun aber eine erste grössere Liegenschaft hinter dem Bahnhof kaufen. Hier soll der Grundstein gelegt werden für den Bau von möglichst preiswerten Wohnungen für junge Familien als Antwort auf die massiv gestiegenen Immobilienpriese der letzten Jahre.