«Die Innerrhoder waren schon immer ein tanzfreudiges Völkchen», sagt Joe Manser, der sich eingehend mit der Geschichte der Appenzeller Musik befasst und ein Buch über die Innerrhoder Tanzmusik geschrieben hat (siehe Box).
Tanzen war den Innerrhodern aber nicht immer erlaubt. Im 19. Jahrhundert gab es immer wieder Tanz-Verbote. «Die Behörden und die Kirchen waren gegen das Tanzen, weil sie sich vor den Strafen Gottes fürchteten. Vor Pest, Seuchen und Hagel», erklärt Manser. Das war besonders störend, weil das Tanzverbot nicht für die Touristen galt, die zu jener Zeit im Weissbad oder im Bad-Gonten zur Kuren kamen. Deshalb hielten sich auch immer weniger Innerrhoder ans Verbot.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde Tanzmusik immer populärer, in der ganzen Schweiz kannte man die Klänge aus dem Appenzell. Kein Wunder waren es Musiker aus dem Innerrhodischen, die 1904 die erste Platte der Schweiz mit instrumentaler Volksmusik aufnahmen.
Die Zeiten waren aber nicht immer rosig für die Tanzmusikanten. Während des Ersten Weltkriegs wurden Vergnügungsanlässe rar, das Geld knapp. Deshalb gründeten die Musikanten 1916 den Tanzmusikanten-Verband, eine Art Musiker-Gewerkschaft. «Den Musikanten ging es vor allem um einheitliche Löhne, und darum, die Konkurrenz aus dem Ausserrhoden auszuschalten.»
Das ging eine Zeit lang gut – bis die Innerrhoder Tanzmusiker nach dem Zweiten Weltkrieg mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen hatten. So kam es, dass sie sich 1965 mit Musikern aus dem Ausserrhoden zusammentun mussten, um eine volle Musikgruppe in Originalbesetzung zusammenzubringen.
Anfang der 1990er-Jahre war die Krise dann überstanden. Die Mitgliederzahlen im Verband stiegen wieder an, die Appenzeller Tanzmusik findet wieder ein grösseres Publikum: «Volksmusik ist ein neuer Trend», sagt Joe Manser. «Der Appenzeller-Musik kommt ausserdem zugute, dass man sie nicht so leicht verwechseln kann.»