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Zwei Frauen im Porträt.
Legende: Zwei der wenigen Studentinnen mit Migrationshintergrund: Iliriana Salihuh (links) und Suzana Milenkovic. Mireille Guggenbühler/SRF

Pädagogische Hochschule Bern Lehrer mit Migrationshintergrund gesucht

An der Pädagogischen Hochschule Bern haben nur 10 bis 15 Prozent der Studierenden einen Migrationshintergrund. Das soll sich ändern. Die PH Bern will zum Beispiel in Fussballclubs künftige Lehrer suchen.

Suzana Milenkovic lebt seit 12 Jahren in der Schweiz. Ihre Familie stammt aus Serbien. Heute studiert die junge Frau an der Pädagogischen Hochschule Bern. Sie möchte Sekundarlehrerin werden. Iliriana Salihu ist im Kosovo geboren und in der Schweiz aufgewachsen. Auch sie studiert an der PH und möchte Primarlehrerin werden. Die beiden jungen Frauen sowie Daniel Steiner, Vorsteher des Instituts für die Vorschulstufe und Primarstufe, orten drei Gründe, weshalb so wenige junge Menschen mit Migrationshintergrund Lehrer werden wollen:

  • «Die Sprache ist das Hauptproblem . Auch ich vermutete zuerst, dass meine Deutschkenntnisse für das Studium nicht reichen würden», sagt Suzana Milenkovic.
  • «In unserem Kulturkreis wird häufig noch eine traditionelle Rollenverteilung gelebt. Das heisst, dass sich die Frauen nach der Ausbildung um die Familie kümmern, der Mann dagegen die Familie ernährt. Männer wählen deshalb oft Berufe mit höherem Prestige und Aufstiegschancen», sagt Iliriana Salihuh.
  • «Lehrerinnen und Lehrer schreiben Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund oft eine geringere Leistungsfähigkeit zu. Und das hat einen Einfluss auf die Selektion », sagt Daniel Steiner.

Forderungen von oberster Verbandsebene

SP mit Forderungen

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In einem Vorstoss fordern der Berner SP-Stadtrat Fuat Köcer und die SP-Fraktion, dass die Schulleitungen in der Stadt Bern bei Stellenbesetzungen, bei gleicher Qualifikation zweier Personen, jene mit Migrationshintergrund vorziehen. So soll eine «vielfältigere Durchmischung des Lehrkörpers» erreicht werden. Die Diskussion im Parlament folgt noch.

Der Dachverband der Schweizerischen Lehrerinnen und Lehrer (LCH) forderte die Pädagogischen Hochschulen in der Schweiz jüngst auf, Massnahmen zu ergreifen, um mehr Studierende mit Migrationshintergrund auszubilden. «Die Hälfte der heutigen Schülerinnen und Schüler in der Schweiz hat einen Migrationshintergrund. Gerade bei Sprach- und Kulturproblemen kann es helfen, mehr Lehrer mit Migrationshintergrund an den Schulen zu haben», sagt LCH-Präsident Beat Zemp. Zudem stehe der Schweiz eine grössere Pensionierungswelle von Lehrern bevor. Auch deshalb sei es wichtig, neue Studierende zu holen.

Werbeaktionen in Fussballclubs

An der PH Bern will man nun Massnahmen ergreifen: Mit gezielten Werbeaktionen in Fussballclubs und Kulturvereinen soll vor allem um junge Männer mit Migrationshintergrund geworben werden. Damit will die PH Bern gleich zwei Probleme anpacken: Die fehlenden Männer in den Lehrerberuf holen – vor allem auf Primarstufe mangelt es an Lehrkräften. Und die fehlenden jungen Menschen mit Migrationshintergrund ins Studium locken.

(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)

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