Der Preis werde für die Bemühungen um eine pluralistische Demokratie in dem nordafrikanischen Land im Zuge des Arabischen Frühlings vergeben, hiess es in der Begründung für die prestigeträchtige Auszeichnung.
Das Quartett besteht aus dem tunesischen Gewerkschaftsverband (UGTT), dem Arbeitgeberverband (UTICA), der Menschenrechtsliga (LTDH) und der Anwaltskammer. Das Nobel-Komitee äusserte seine Hoffnung, dass der Nobelpreis Tunesiens Weg zur Demokratie sichern werde.
Gratulationen von der Uno
Demokratisierung trotz grosser Widerstände
Mit der Jasminrevolution in Tunesien 2010/2011 begann der sogenannte Arabische Frühling. Die Bewegung führte zum Sturz mehrerer arabischer Regime, konnte aber die grossen Hoffnungen auf Freiheit nicht erfüllen. Als einziges arabisches Land brachte Tunesien seine Demokratisierung voran.
Dazu trug die Bereitschaft der Islamistenpartei Ennahda bei, nach einem ersten Wahlsieg die Macht wieder abzugeben, als sie nach der Ermordung zweier Oppositioneller mutmasslich durch Islamisten unter massivem Druck geriet. Das stark von Europa beeinflusste kleine Urlaubsland am Mittelmeer geriet damit aber ins Visier militanter Islamisten.
Unter Druck zusammengeschlossen
Unter diesem Druck hat sich das Quartett zusammengeschlossen und es geschafft, Regierung und Opposition an den Verhandlungstisch zu bringen, einen Kompromiss auszuarbeiten, was schliesslich zu einer neuen Verfassung und regulären demokratischen Wahlen führte.
Anfang 2014 trat die neue Verfassung in Kraft. Zum Jahresende wurde der säkulare Kandidat Béji Caïd Essebsi zum Präsidenten gewählt. Der parteilose Ökonom Habib Essid ist seit Februar Regierungschef. Die massiven wirtschaftlichen und sozialen Probleme wurden aber nicht gelöst.
Das Land wird auch immer wieder von Anschlägen erschüttert. So tötete ein Islamist im Juni in einer Hotelanlage des Badeorts Sousse 38 Urlauber, bevor er selbst erschossen wurde.
«Preis ist eine wichtige Ermutigung»
Obwohl Tunesien heute also kein stabiles Land ist, soller er aber auch «Ansporn für alle sein, die Frieden und Demokratie im Nahen Osten, Nordafrika und im Rest der Welt voranbringen wollen», so die Begründung des Nobelpreis-Komitees.
Und Daniel Voll, SRF-Auslandredaktor bestätigt, dass der Preis eine «wichtige Ermutigung für alle demokratischen Kräfte im Land sind». Diese Kräfte demonstrierten heute wieder, etwa gegen scharfe Sicherheitsgesetze, die das Parlament nach dem Anschlag erlassen habe.
Preis ging letztes Jahr an Kinderrechtsaktivistin
Verliehen wird der mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 940'000 Franken) dotierte Friedensnobelpreis am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel, in Oslo.
Im vergangenen Jahr hatten sich die Kinderrechtsaktivisten Malala Yousafzai aus Pakistan und Kailash Satyarthi aus Indien den Nobelpreis geteilt.
Viel Prestige – und viele Geschichten
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Bild 1 von 12. Alfred Nobels Entschluss war auch von einem inneren Konflikt bestimmt: Der Dynamit-Erfinder ärgertre sich zeitlebens daran, dass viele seiner Entdeckungen zu kriegerischen Zwecken eingesetzt wurden und das zu seinem Vermächtnis werden könnte. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 12. Für die Gründung des Roten Kreuzes und die Initiierung der Genfer Konvention erhielt der Genfer Henri Dunant 1901 den erstmals vergebenen Friedensnobelpreis. Da die Auszeichnung auch an Institutionen vergeben werden kann, wurde das IKRK in der Folge drei weitere Male prämiert (1917, 1944, 1963). Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 12. Das Forscherehepaar Marie und Pierre Curie hat grosse Verdienste bei der Erforschung radioaktiver Strahlung. Marie gewann als einzige Frau zweimal den Nobelpreis – und das in zwei unterschiedlichen Forschungsdisziplinen (Physik und Chemie). Ihr jahrelanger Umgang mit radioaktiven Elementen kostete sie wohl das Leben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 12. Albert Einstein gilt als Inbegriff der Forschergenies – und fand auch in Stockholm Anerkennung. Er erhielt 1921 den Nobelpreis «für seine Verdienste um die theoretische Physik, besonders für seine Entdeckung des Gesetzes des photoelektrischen Effekts». Er war Deutscher (bis 1933), Schweizer und US-Bürger. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 12. Reich dekoriertes Physiker-Trio: Niels Bohr (rechts, Nobelpreis 1922) mit Werner Heisenberg, auch bekannt aus der Fernsehserie «Breaking Bad» (Mitte, Nobelpreis 1931) und Paul Dirac (Nobelpreis 1933). Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 12. Der indische Widerstandskämpfer Mahatma Gandhi führte 1947 mit seinen Anhängern die friedliche Loslösung Indiens vom britischen Empire herbei. Ein Jahr später wurde er erschossen – der Friedensnobelpreis, der nur an Lebende vergeben wird, blieb ihm versagt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 12. Der Russe Boris Pasternak, Autor von Dr. Schiwago, sah sich für den Literaturnobelpreis 1958 heftigem Gegenwind aus der Heimat ausgesetzt – die Sowjets orteten «konterrevolutionären Geist» in seinem Werk. Er lehnte den Preis letztlich ab. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 12. Die University of Berkeley, Teil der University of California. Das Uni-Netzwerk ist mit 38 Nobelpreisträgern weltweit führend, auch vier weitere US-Universitäten belegen die Spitzenplätze. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 12. Die Ordensschwester und Missionarin Mutter Theresa, Friedensnobelpreisträgerin 1979, ist Sinnbild für ein bekanntes Phänomen: In einem Teil des Osmanischen Reichs (Nachfolger: Türkei) geboren, das heute zu Mazedonien gehört, lebte und wirkte sie auch in Indien. Heute beanspruchen alle genannten Länder die Würdigung auch für sich. Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 12. Der Chemiker Kurt Wüthrich ist der letzte Schweizer, der den Nobelpreis erhielt. 2002 wurde er für seine bahnbrechenden Arbeiten zur Strukturaufklärung von Proteinen mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 12. 2010 wurde der Dissident Liu Xiaobo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet – zur Empörung der chinesischen Regierung. Da der Prämierte in Haft sass und auch Nahestehende an der Ausreise gehindert wurden, blieb der Stuhl bei der Preisvergabe symbolisch leer. Bildquelle: Reuters.
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Bild 12 von 12. 2009 wurde der aussenpolitisch noch unerfahrene Barack Obama mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Grund dafür war sein «Einsatz zur Stärkung der internationalen Diplomatie». So etwa sein Bemühen, mit den arabischen Ländern eine neue Ära der gleichberechtigten Beziehungen einzuläuten. Die Vergabe löste auch Kritik aus. Bildquelle: Keystone.