SRF News: Herr Schwenk, wann wird bei Ihnen gefeiert?
Oskar J. Schwenk: Um 16:00 Uhr hören wir hier auf mit der Arbeit und dann stellen wir die Brauereitische auf. Es gibt Wurst und Brot.
Das Besondere am PC-24 sind seine Düsentriebwerke. Warum haben Sie sich gegen die herkömmlichen Propeller entschieden? Hier verfügen die Pilatus Flugwerke doch über am meisten Knowhow!
In meinem Büro stehen zehn PC-24 Prototyp-Modelle, die Hälfte mit einem Turboprop-Antrieb. In der Entwicklungsphase mussten wir aber erkennen, dass in der anvisierten Flugzeugklasse ein Düsenantrieb sinnvoller ist. Diesem Entscheid sind langwierige Versuche vorausgegangen.
Besteht mit diesem neuen Antrieb nicht auch die Gefahr, dass die anderen Pilatus-Flugzeuge von Ihren Ingenieuren vernachlässigt werden?
Also: Hinter dem PC-24 stehen 300 Ingenieure! Aber es stimmt schon, dass es jetzt zu leichten Verlagerungen kommen kann. Nun sind die Aerodynamiker, Produktions- und Werkstoffingenieure gefragt. Aber auch das werden wir stemmen.
Stört Sie eigentlich die riesige Begeisterung für den Solar Impulse 2? Über Ihren PC-24 wird viel weniger berichtet.
Was soll ich sagen? Ich gönne Bertrand Piccard diese Aufmerksamkeit. Manchmal geht aber vergessen, dass andere Flugzeugbauer ebenfalls viel Geld in die Entwicklung neuer Technologien gesteckt haben. Wir zum Beispiel eine halbe Milliarde Franken. Piccards Solarflugzeug ist – nett.
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Bild 1 von 5. Für die Pilatus-Mitarbeitenden und die Aviatik-Fans ist der Erstflug des PC-24 ein besonderes Ereignis. Begeisterte aus Holland sollen seit zehn Tagen ungeduldig vor der Fabrik ausgeharrt haben in freudiger Erwartung des Erstflugs. Bildquelle: Pilatus.
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Bild 2 von 5. Gebannt wird der Start des PC-24 mitverfolgt. Die Wetterbedingungen sind ideal. Bildquelle: Pilatus.
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Bild 3 von 5. Und dann – erstmals nach einem halben Jahrhundert steigt ein Schweizer Düsenflugzeug in die Lüfte. Der zweimotorige Business-Jet hob bereits nach 600 Meter von der Startbahn ab. Bildquelle: Pilatus.
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Bild 4 von 5. Der Jungfernflug dauerte 55 Minuten. Die Flugstrecke führte dabei über den Grossraum Zentralschweiz. Im Hintergrund: die Rigi. Bildquelle: Pilatus.
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Bild 5 von 5. Die Räder sind während des Erstflugs nicht eingefahren. Laut Oskar J. Schwenk ist das bei Jungfernflügen üblich. Ein Grund ist die Sicherheit: Sollte es während des Fluges zu Komplikationen kommen, muss bei der Notladung das Fahrwerk nicht noch ausgefahren werden. Beim Zweitflug dann entfällt diese Sicherheitsvorkehrung. Bildquelle: Pilatus.
Normalerweise sind es bei den Pilatus-Flugzeugen Propeller, die für Antrieb sorgen. Mit dem PC-24 wird nun Neuland betreten. Zwei starke Düsentriebwerke sorgen für den nötigen Schub für den 17 Meter langen Business-Jet. Um 10:00 Uhr hob der PC-24 damit ab und flog in einer langen Schlaufe um die Zentralschweiz. Während des gesamten Fluges zog er die Räder nicht ein, wie das bei Erstflügen üblich ist. Nach 55 Minuten Flugzeit setzte der PC-24 wieder sanft auf der Landepiste an.
Hinter diesem Flug liegen Entwicklungskosten von 500 Millionen Franken. Doch bis der PC-24 ausgeliefert werden kann, muss er in den kommenden zwei Jahren knapp 2300 Stunden Testflüge absolvieren. Nur der kleinere Teil wird dabei in der Schweiz geflogen. Der PC-24 muss sich vor allem im Ausland bewähren.
Peter Brabeck will den PC-24
Dort ist das Interesse am Flieger sehr gross. Laut Firmenangaben liegen Kaufinteressen für 84 Modelle vor. Zu den Interessenten zählen der Schweizer Bundesrat, aber vor allem Flugzeugverleiher und Chartergesellschaften aus mehreren Ländern. Einen Flieger bestellt haben aber auch die Royal Flying Doctor Service of Australia und Nestlé-Präsident Peter Brabeck.
Regionaljournal Luzern 12:00 Uhr/fren; krua; cukj