Auf dem Schotterbett der Bahngeleise herrschen wüstenähnliche Bedingungen. Die groben Steine speichern kein Wasser, dazu kommen an Tagen wie diesen sehr hohe Temperaturen. Dennoch macht sich die Natur, wenn man sie denn lässt, auch rund um Bahngeleise schnell breit.
Drei Tonnen Glyphosat pro Jahr
Bisher verspritzt die Bahn jährlich zwei bis drei Tonnen des Unkrautvertilgers Glyphosat auf dem 7600 Kilometer langen Schienennetz. Ab 2025 will die SBB auf den Stoff verzichten, der im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Mithelfen soll auch eine Zugkomposition mit zwei Tankwagen und einem Heisswasser-Spritzsystem, das die SBB im solothurnischen Däniken bei Olten präsentierte.
«An der Spitze des Zuges erkennt ein Detektor, wenn Pflanzen überfahren werden. Anschliessend wird eine der rund 116 Düsen zielgenau oberhalb der Pflanze geöffnet und spritzt das heisse Wasser», erklärt Projektleiter Lukas Tanner.
Mit 40 km/h viel effizienter als Sprühaktionen
Das 95 Grad heisse Wasser tötet die Pflanze samt Wurzel ab. Man geht davon aus, dass es ähnlich effizient wie das Herbizid Glyphosat wirkt. Die neue Unkrautvertilgungsmethode hat aber auch einen weiteren Vorteil: Das Unkraut kann von einem Schienenfahrzeug aus mit hoher Geschwindigkeit eliminiert werden. «Das ist sehr effizient bei dem riesigen Schienennetz», so Tanner.
Gezielte Pflanzungen als weitere Methode
Die SBB prüft aber auch andere Methoden im Kampf gegen unliebsames Gewächs. So könnten Pflanzen beispielsweise auch mit anderen Pflanzen in Schach gehalten werden, erklärt Gunter Adolph sagt, zuständig für Umweltfragen bei der SBB-Infrastruktur. So wachse beispielsweise auf einem schönen dichten Rasen wesentlich weniger Unkraut als auf einer offenen Fläche.
Entsprechend könnten die Randbereiche ausserhalb des direkten Gleisbereichs gezielt bepflanzt werden, um die Ansiedlung anderer Pflanzen zu verhindern. In Deutschland wird aber etwa auch die Pflanzenbekämpfung mit Starkstrom erprobt.
Tiere in Gefahr?
Mit dem Heisswasser-Spritzsystem ist die SBB noch im Versuchsstadium. Ein Problem dieser Technik ist es, dass neben Pflanzen auch Tiere verletzt oder getötet werden. Laut Adolph kann das Risiko aber dank einer selektiven Pflanzenerkennung minimiert werden. Bei allen Methoden habe die Umwelt Vorrang, betont Adolph: «Es wird eine gesamte Ökobilanz erstellt, damit nicht ein Verfahren durch ein schlechteres ersetzt wird.»