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20 Jahre Netflix Vom DVD-Verleiher zum Streaming-Giganten

Netflix hat das Lagerfeuer vor den heimischen Fernseher zurückgebracht. Den Streaming-Dienst gibt es schon 20 Jahre.

  • Netflix wird oft als junger Herausforderer der TV-Industrie wahrgenommen – aber die Firma gibt es schon seit 20 Jahren.
  • Anfangs verlieh das Unternehmen aus Los Gatos im Silicon Valley noch DVDs über das Netz. Heute verändert Netflix die Sehgewohnheiten: Ganze Serien können nach Belieben in einem Rutsch geschaut werden.
  • Ein Rückblick auf 20 Jahre TV-Streaming-Geschichte.

Der Legende nach wurde Netflix aus dem Frust über eine hohe Gebühr für ein verlorenes Leihvideo geboren. Der kalifornische Softwareunternehmer Reed Hastings verlegte eine Kassette mit dem Film «Apollo 13», und bei der Videothek sammelten sich Gebühren von 40 Dollar an, wie er später erzählte. Auf dem Weg ins Fitnessstudio fiel dem verärgerten Hastings dann auf, dass das Geschäftsmodell dort viel netter sei: Für 40 Dollar im Monat kann man so viel trainieren, wie man will.

Und so gründete Hastings im August 1997 gemeinsam mit Marc Randolph, ebenfalls einem Softwareunternehmer, die Firma Netflix, einen Online-Videoverleiher. Für die monatliche Gebühr konnte man sich so viele DVDs per Post in einem feuerroten Couvert kommen lassen wie man im Monat schaffte.

125 Millionen Video-Stunden

«Den Verleih von DVDs hat Netflix beibehalten, aber mittlerweile ist Streaming das grosse Geschäft», erklärt SRF Digital-Redaktor Jürg Tschirren. Netflix habe in diesem Bereich heute über 100 Millionen Kunden in 190 Ländern. Seit drei Jahren gibt es den Dienst auch in der Schweiz.

Weltweit schauen sich die Netflix-Kunden nach jüngsten Zahlen jeden Tag 125 Millionen Stunden Video an. Rund sechs Milliarden Dollar steckt Netflix dieses Jahr in Inhalte, darunter hunderte Millionen in exklusive Produktionen, die ist nur bei dem Dienst zu sehen gibt.

Erfolgsrezept: Exklusive Serien

Die Quote ist egal

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Die Zuschauerzahlen für jede einzelne Netflix-Sendung sind ein behütetes Geheimnis. Die Konkurrenz aus dem traditionellen TV macht es sauer, schliesslich kennt man dort bei jeder Sendung den Marktanteil. Doch Netflix, dass nicht um Werbekunden buhlen muss, seien solche Ranglisten egal, sagt Hastings.

Hastings war klar, dass Netflix allein als Streaming-Anbieter fremder Inhalte mit der Zeit von vielen Konkurrenten umgeben sein würde. Und so setzte er die Planke höher: Exklusive Sendungen, die es nur bei Netflix geben sollte. Der Erstling war «House of Cards», die Serie über den skrupellosen US-Politiker Frank Underwood. Das Team aus Hauptdarsteller Kevin Spacey und Hollywood-Regisseur David Fischer habe Netflix gewonnen, weil sie etwas boten, wozu kein klassischer TV-Sender bereit gewesen sei, sagt Hastings: Eine Garantie für zwei Staffeln.

Für hochgezogene Augenbrauen sorgte die Entscheidung von Netflix, Comedy-Star Adam Sandler für fünf Filme zu verpflichten. Die Leute schimpften zwar immer über dessen Streifen, aber schauten sie sich trotzdem gern an, sagte Hastings zur Begründung. Netflix weiss das, weil Daten eine zentrale Säule des Geschäftsmodells des Videodienstes sind. «Wir wissen, wann die Nutzer welche Inhalte sehen, wann sie Pause machen, wann sie eine Serie aufgeben», sagt der für Innovationen zuständige Top-Manager Todd Yellin.

Effektive Marktforschung

«Netflix macht es den Kunden tatsächlich auch leicht zu Material zu kommen», betont Tschirren. Die Firma arbeitet mit Algorithmen, welche den Kunden bestimmte Inhalte vorschlagen. Damit wird erstaunlich oft der Geschmack der Kunden getroffen.

In Zukunft wird es aber für den Kunden nicht leichter und vor allem billiger, Filme und Serien zu schauen. Das zeige ein Blick in die USA: Dort hätten sich neben Netflix mittlerweile einige andere Streaming-Dienste etabliert, betont der SRF Digital-Redaktor.

Diese Dienste grenzen sich von den anderen Portalen ab, indem sie eigene Serien produzieren, welche nur auf ihren Seiten zu sehen gibt. Das bedeutet für den einzelnen Kunden, dass wenn er alles sehen will, er auch alle diese einzelnen Abonnemente braucht.

Riskante Strategie

Die Abo-Gebühren reichen bei weitem nicht, um sich selbst zu finanzieren. «Zur Produktion der eigenen Inhalte muss Netflix viel Fremdkapital aufnehmen», sagt Tschirren. In den letzten fünf Jahren hätten sich deshalb die Schulden des Unternehmens versiebzehnfacht, sie liegen heute bei fast 3,5 Milliarden Dollar.

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