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Lady Di bei einem Wagen.
Legende: Eines der letzten Bilder von Lady Di kurz vor dem Einsteigen in den Wagen vor dem Hotel Ritz, der später verunfallte. Keystone / Archiv

20. Todestag von Lady Di «Dianas Tod war ein Wendepunkt im britischen Medien-Recht»

«Das darf nie wieder geschehen», hiess es nach Lady Di's Tod. Die Konsequenz war ein radikaler Umbau des Medien-Rechts.

Heute vor genau 20 Jahren ist sie gestorben: Diana, die Prinzessin von Wales – Lady Di. Was von ihr geblieben ist, sind nicht nur ikonische Bilder aus ihrem Leben – sondern auch vom Zeitpunkt ihres Todes. Der Auto-Unfall in einem Tunnel in Paris löste eine Debatte aus über das Verhalten von Paparazzi und Boulevard-Medien. Und über das Recht auf Privatsphäre.

Mark Stephens

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Mark Stephens ist Anwalt bei der renommierten Kanzlei «Howard Kennedy». Er gehört zu den bekanntesten Anwälten des Landes und hat mehrere Regierungen beraten und vertreten, sowie prominente Fälle bestritten. So war Stephens unter anderem der Anwalt von James Hewitt, einem ehemaligen britischen Offizier, der eine Affäre mit Lady Di gehabt hat.

Der Tod von Diana sei eine Zäsur gewesen, sagt der britische Anwalt Mark Stephens. Er ist Spezialist für Medien-Recht und Fragen rund um Privatsphäre und Öffentlichkeit: Heute denke Grossbritannien grundlegend anders über Privatsphäre, als vor Dianas Tod.

SRF News: Was bedeutete der Tod von Diana für die Medienwelt?

Mark Stephens: Dianas Tod war ein Wendepunkt. Es begann ein ernsthaftes Hinterfragen – das auch zur Änderung von Gesetzten führte. Historisch gesehen gab es in Kontinentaleuropa ein sehr starkes Recht auf Privatsphäre. In Grossbritannien war das überhaupt nicht der Fall. Aber das Vorgehen der Medien und der Paparazzi machte deutlich, dass es eine Änderung der Gesetze brauchte. Und so wurden die Gesetze und Konzepte aus Kontinentaleuropa allmählich vom britischen Recht übernommen.

Und warum genau geschah das? Weil es eine Art öffentlichen Konsens gab, dass so etwas nie wieder geschehen dürfe?

Damit hatte es sicher zu tun, mit diesem «Das darf nie wieder geschehen». Aber wir dürfen nicht vergessen, was in den Tagen nach Dianas Tod passiert ist, vor 20 Jahren: Dieses öffentliche Trauern. Leute, die sie nicht persönlich gekannt hatten, gingen auf die Strasse, um zu weinen. Diana hat die Britinnen und Briten auf eine Art und Weise berührt, wie es britische Monarchen während Jahrhunderten nicht mehr getan hatten – und ich glaube, auch sonst nirgendwo auf der Welt. Diese Bezeichnung des damaligen Premierministers Tony Blair, Diana als «Die Königin der Herzen» – die trifft es eben wirklich.

Damit hatte es sicher zu tun, mit diesem ‹Das darf nie wieder geschehen›.
Autor: Mark Stephens Medien-Anwalt

Ein grosser Teil der Verantwortung dafür, was geschehen war, wurde auf die Medien geschoben, die Jagd gemacht hatten auf Fotos von Diana – ob das so stimmt oder nicht, das ist eine andere Frage. Aber auf alle Fälle führte diese Wahrnehmung dazu, dass es breite Unterstützung gab für eine Änderung der Gesetze.

Eine Änderung in welche Richtung?

Was die Leute forderten, ist das, was wir heute die «Rote-Teppich-Regel» nennen. Das heisst, wenn ein Mitglied der Königsfamilie oder eine prominente Person einen öffentlichen Auftritt hat – also im weiteren Sinne auf dem roten Teppich steht – dann ist es absolut in Ordnung, diese Personen zu fotografieren und die Bilder zu veröffentlichen. Wenn sie hingegen in den Supermarkt geht, um Milch zu kaufen, einfach ihr ganz normales Leben führt, dann muss das möglich sein, ohne dass jemand in diesen Teil des Lebens eindringt.

Autowrack, welches abtransportiert wird.
Legende: Die Bilder vom demolierten Wagen in dem Diana sass, gingen vor 20 Jahren um die Welt. Keystone / Archiv

Aber die britischen Boulevard-Medien sind heute ja immer noch sehr aggressiv, im internationalen Vergleich.

Ich glaube, in Grossbritannien gibt es eine stärkere Fixierung auf Prominenz als in anderen Ländern. Und Prinzessin Diana war die erste Promi-Prinzessin. Aber ja, Sie haben recht, es gibt in Grossbritannien ein viel stärkeres öffentliches Interesse gegenüber Reichen und Berühmten. In Frankreich, Italien und Spanien gibt es das zwar auch bis zu einem gewissen Grad, aber deutlich weniger ausgeprägt.

Können Sie sich erklären, warum das so ist?

Das hat nicht nur mit der Nachfrage zu tun, sondern auch mit dem Angebot. Jeder Prominente dokumentiert heute jeden einzelnen Moment seines Lebens mit Fotos und Videos auf den sozialen Medien. Viele Prominente dringen also sozusagen selber in ihre Privatsphäre ein. Es gibt nur noch vereinzelte, die sich ganz bewusst von solchen Dingen abgrenzen. Manche schrecken nicht einmal davor zurück, ihre Kinder dafür zu benutzen, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Und ich glaube, es gibt doch viele Menschen, die das für falsch halten.

Jeder Prominente dokumentiert heute jeden einzelnen Moment seines Lebens mit Fotos und Videos auf den sozialen Medien.
Autor: Mark Stephens Medien-Anwalt

Aber was genau hat dazu geführt, dass die Gesetze geändert wurden?

Eine grosse Veränderung gab es durch Prinzessin Caroline von Monaco. Sie tat etwas, das Diana nie hätte tun können: Sie zog vor Gericht gegen ein deutsches Magazin. Sie sagte: Es gibt eine Grenze zwischen meinem öffentlichen Leben – meinem Job, sozusagen – und meinem Privatleben. Und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg kam zum Schluss, dass Fotos, die die Prinzessin beim Einkaufen oder beim Rauchen in einem Café zeigen, NICHT von öffentlichem Interesse sind. Hätte es dieses Urteil früher gegeben, dann hätte es auch Prinzessin Diana geschützt. Wir sehen da also eine Entwicklung hin zu einem stärkeren Schutz der Privatsphäre für die Reichen und Berühmten.

Luftaufnahme eines Tümpels mit einer Insel.
Legende: Zum Zeichen, dass sie an ihrer letzten Ruhestätte nicht belästigt wird, wurde Diana auf einer Insel beerdigt. Keystone / Archiv

Und diese Entwicklung lässt sich also direkt zu Prinzessin Diana zurückverfolgen.

Ja, Dianas Tod war der Wendepunkt. Dieses Ereignis ist der Ursprung des gesamten Rechts auf Privatsphäre in Grossbritannien. Davor beschränkte sich die Privatsphäre auf die Arzt-Praxis und das Ehebett – sonst gab es schlicht kein Gesetz, um sie zu schützen. Das ist wirklich eine massive Veränderung. Wir sind jetzt in Grossbritannien viel näher an dem Verständnis, das auch im Rest von Europa vorherrscht. Mit dem einzigen Unterschied, dass wir viel härtere Strafen kennen. In Europa muss man vielleicht eine Busse von 25'000 bis 50'000 Euro bezahlen, wenn man gegen diese Gesetze verstösst. Bei uns gibt es Bussen in der Höhe von 250'000 oder 350'000 Euro.

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