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50 Jahre «Rendez-vous» Ein halbes Jahrhundert Mittagsmagazin

Die Radiosendung «Rendez-vous» feiert ihren 50. Geburtstag. Der ehemalige Moderator Roland Jeanneret blickt zurück.

SRF News: Warum hat man 1968 das «Rendez-vous» ins Leben gerufen?

Roland Jeanneret: Dafür gab es interne und externe Gründe. Das Radio war Ende der 1960er-Jahre im Umbruch: Erste an Hochschulen oder in Journalistenschulen ausgebildete Berufskommunikatorinnen und -kommunikatoren kamen in die Radioredaktionen. Bis anno dato sassen dort Schauspieler am Mikrofon, die im sogenannten Sprechdienst Sendungen ansagten. Die neuen Journalisten sollten das Radio näher zu den Hörern bringen. So wurde im «Rendez-Vous» neu Mundart gesprochen oder zwischen den einzelnen Beiträgen Musik gespielt. Vielleicht waren die Neuerungen sogar ein stückweit ein Anzeichen des Einflusses der 68er-Bewegung: Man wollte ganz allgemein etwas mehr Lockerheit und Nähe spüren. Zudem wurden wenige Jahre zuvor in Deutschland die Radio-Mittagsmagazine erfunden, die neu ganz locker und flockig daherkamen. So etwas versuchte man mit dem «Rendez-Vous» auch in der Schweiz.

Früher war es undenkbar, dass ein junger Journalist für eine Interview-Anfrage das Büro eines Bundesrats anrief – man musste vielmehr Herrn Von Känel in der Bundeshausredaktion davon überzeugen, dass es das anvisierte Thema würdig war, um einen Bundesrat damit zu belästigen.

Die Mittagssendung lief zur damaligen Haupt-Informationszeit des Tages und brachte die Haupt-Newsthemen in die Schweizer Stuben. Hat der neue Magazin-Stil der Sendung auch die Vermittlung von Polit- und Wirtschaftsinformationen verändert?

Ja. Zuvor bestand zwischen Moderatoren und Zuhörern so etwas wie eine Mauer. Der Radiosprecher sagte wie es ist – ohne Wenn und Aber. Sehr oft verstanden die Zuhörer – etwa bei den Wirtschaftsnachrichten – gar nicht, worum es ging. Im «Rendez-vous» hat man nun versucht, diese Mauer abzubauen. Das heisst nicht, dass die Nachrichten weniger seriös oder weniger präzise waren als zuvor. Doch man versuchte, sie in einer Art Erzählung zu vermitteln. Ausserdem wurden in dieser Zeit in der Redaktion viele bis anhin bestehende Hürden heruntergesetzt: Zuvor war es undenkbar gewesen, dass ein junger Journalist, wie ich einer war, für eine Interview-Anfrage das Büro eines Bundesrats anrief; man musste vielmehr bei der Radio-Bundeshausredaktion anrufen und den Herrn Von Känel davon überzeugen, dass es das anvisierte Thema würdig war, um einen Bundesrat damit zu belästigen. Solche Sachen haben sich in dieser Zeit sehr stark verändert.

Schwarzweiss-Aufnahme des jungen Roland Jeanneret mit Mikrofon.
Legende: Roland Jeanneret in den 1970er-Jahren, zur Anfangszeit des «Rendez-vous». SRF

Im «Rendez-vous» der Anfangszeit gab es auch einen grossen Serviceteil, der etwa das Wetter oder die Börsenkurse umfasste. Dazu gehörte zeitweise auch, dass unmittelbar nach den Mittagsschlagzeilen 100-jährigen Schweizern zum Geburtstag gratuliert wurde. Wäre so etwas heute noch denkbar?

Das waren alte Zöpfe, die im Radio Tradition hatten und haben und damals zunächst in der neuen Sendung untergebracht wurden. Doch man merkte recht bald, dass das so nicht geht, und verschob die Gratulationen zunächst vor die Nachrichten und später an einen völlig anderen Sendeplatz im Radioprogramm. Auch heute haben die Gratulationen immer noch ihren Sendeplatz – jetzt allerdings auf der Musikwelle.

Das «Rendez-vous» passte vor 50 Jahren in die damalige Gesellschaft: Viele gingen über Mittag nach Hause zum Essen, man machte so etwas wie ein Siesta.

Das «Rendez-vous» brach 1968 wie dargestellt mit alten Gewohnheiten – gab es dagegen auch Widerstand?

Bei allen Neuerungen gibt es Leute, die finden, dass es vorher besser war. Genauso wie es immer Leute gibt, die schon lange gewusst haben, wie man es machen müsste. Das «Rendez-vous» erhielt alles in allem allerdings nur wenige negative Reaktionen. Das lag wohl auch daran, dass uns die Radio-Chefredaktion an der langen Leine hielt und uns gewähren liess. Ausserdem passte die Sendung vor 50 Jahren in die damalige Gesellschaft: Viele gingen über Mittag nach Hause zum Essen, man machte so etwas wie eine Siesta. Entsprechend geschätzt wurde die Musik zwischen den Nachrichtenbeiträgen. Heute würde das wohl als langweilige Verzögerung empfunden.

Das Gespräch führte Andreas Lüthi.

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