- Die Allianz der Schweizer Konsumentenschutz-Organisationen präsentiert die gesamtschweizerische Ärgerliste.
- Am meisten Ärger verursachen demnach Konsumverträge. Sie betreffen über ein Drittel (36 Prozent) der Beschwerden.
- Insgesamt gingen bei den Organisationen bis im November 17'614 Beschwerden ein.
Shoppen macht glücklich – sagt ein Teil des Volksmundes. Sicherlich nicht jene gut 17'000 Konsumenten, die in diesem Jahr an Schweizer Konsumenten-Vereinigungen gelangt sind, um ihrem Ärger Luft zu machen. Hier die Top-6-Ärgerliste der Schweizer Konsumentenverbände:
Platz 1 : Mit 6365 Meldungen betreffen über ein Drittel (36 Prozent) der Beschwerden Kaufverträge, insbesondere Garantiefragen oder nicht erfolgte Lieferungen. Wir kennen das: Das Handy geht in Rauch auf und der Anbieter will uns weismachen, dass der Brand auf Selbstverschulden zurückzuführen ist. Dann müssen Schweizer Konsumenten das Gegenteil beweisen, zum Beispiel, indem sie eine Expertise erstellen lassen. Natürlich auch nicht gratis. Auch Lieferverzögerungen treten laut Konsumentenschützer häufig auf, vor allem beim Onlineshopping.
Platz 2 : Immer noch 17 Prozent der Beschwerden gehen ein, weil sich Anbieter unlauterer Geschäftspraktiken bedienen. Hier besonders nervend sind die aggressiven Werbeanrufe auf dem Festnetz oder am Handy. Trotz sogenannten «Callfiltern» bei den Telefonanbietern und Sternchen-Eintrag im Telefonbuch spricht man immer mal wieder mit einem in gebrochenem Deutsch sprechenden Anbieter. Nicht minder ärgerlich finden Schweizer Konsumenten mit «Hammer Sonderangeboten» lockende Internetseiten und die Rechnungen, die dann gar nicht gratis sind. Die dreiste Variante: Der Konsument bekommt den Ramsch nachhause geschickt, obwohl er gar nichts bestellt hat.
Platz 3 : Der gute alte Service public. Zehn Prozent aller Beschwerden gehen auf sein Konto. Obenauf der Gebühren-Wildwuchs bei Telefonanbietern. Kostenfolge für die Zustellung von «Papierrechnungen» oder bei Bezahlung der Rechnung am Postschalter, haben zu zahlreichen Reklamationen geführt. Ebenfalls auf den Senkel geht den Konsumenten die Selbstbedienungsmentalität im Digitalbereich. Erst kommt eine einseitige Vertragsänderung, die einem neue Dienste aufdrängt und dann kommt der Algorithmus, der sich an den persönlichen Daten gütlich tut.
Platz 4 : Gerade seit unverschämte Post per Mausklick tausendfach gestreut werden kann, grassieren unerlaubte Inkasso-Forderungen. Sieben Prozent entfallen auf dieses Ärgernis. Spezialisierte Firmen reissen sich vermeintliche Inkasso-Fälle unter den Nagel. Diese Firmen machen nun beim Schuldner nicht nur die allenfalls gerechtfertigte Grundforderung geltend, sondern auch einen unverschämten, aber vor allem unerlaubten Verzugsschaden. Falls der Verzugsschaden nicht beglichen wird, kann eine «ungerechtfertigte» Betreibung drohen. Nicht wenige Kunden kuschen.
Platz 5 : Ungemach im Umgang mit Versicherungen machen weitere sieben Prozent der Ärgernisse aus, wie sie im 2019 an Konsumentenschützer herangetragen worden sind. Und hier das grösste Ärgernis: Unentwegt steigende Prämien, völlig unerheblich, ob sie von der Marktlage her eigentlich sinken sollten. So haben vor der offiziellen Bekanntgabe der Prämien 2020 einige grosse Krankenkassen stabile oder gar sinkende Prämien versprochen. Die Veröffentlichung der genehmigten Prämien zeigte dann: Für viele Versicherte steigen die Prämien trotzdem.
Platz 6 : Mit fünf Prozent schlagen Ärgernisse im Bereich Mobilität, Energie und Verkehr zu Buche. Komplizierte Ticket-Systeme und unüberschaubare Routenmöglichkeiten, gepaart mit eifrigen Kontrolleuren entpuppen sich immer wieder als kostenreiche Fallgruben. Weiteres Haare-Raufen in diesem Bereich verursacht laut Konsumentenschutz das Thema der «geplanten Obsoleszenz» oder einfacher des geplanten frühzeitigen Produktdefekts. Experten bestätigen, dass hinter den Defekten entweder Absicht des Herstellers steckt oder der vorzeitige Verschleiss zumindest bewusst in Kauf genommen wird.
Und auch Kleinvieh macht Mist oder eben gehörig Ärger. Auch in den Bereichen «Lebensmittel», «Finanzdienstleistungen» «Deklarationen» und «Gesundheit» gingen den Schweizern gehörig an die Nieren. 18 Prozent aller Beschwerden entfielen im 2019 auf diese Kategorien.