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Gesundheits-Apps – Sinnvoll oder gefährlich?
Aus Puls vom 31.05.2021.
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Apps für die Gesundheit Diagnose per App – digitale Helfer richtig auswählen

In Deutschland werden Gesundheits-Apps schon auf Rezept verschrieben und es gibt klare Prüfstellen. Die Schweiz steckt da noch in den Kinderschuhen.

Eine App für guten Schlaf, für die Blutzuckermessung bis hin zur Demenz-Erkennung: Digitale Helfer sind auch in der Gesundheitsbranche auf dem Vormarsch. Wie erkenne ich eine App, die was taugt?

Digitaler Vorreiter Deutschland

Eine App auf Arztrezept – seit einem halben Jahr ist das in Deutschland möglich. Schon 15 Apps sind in diesem DiGA-Verzeichnis aufgeführt. Diese Apps sind auf Herz und Nieren geprüft, darum übernimmt die Krankenkasse die Kosten dafür. Darunter gibt es etwa eine App gegen Angststörungen, bei Adipositas oder ein digitaler Helfer für den Umgang mit Tinnitus.

Weitere Apps findet man in Deutschland auf der sogenannten «Weissen Liste». Die unabhängig geführte Suchmaschine bewertet Gesundheits-Apps, die mit dem CE-Zeichen als Medizinprodukt gelistet sind. Das Ziel: Ordnung schaffen im digitalen Dschungel.

Nur die guten Apps sollen in die Versorgung kommen, so Elena Gomez von der Weissen Liste: «Denn wir sind überzeugt, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen ein guter Pfeiler ist, um die Versorgung zu verbessern.» Darum werden die Apps nicht nur gelistet, sondern auch bewertet.

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«Die Digitalisierung kann die Versorgung im Gesundheitswesen verbessern.»
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Und in der Schweiz? Hier gibt es weder eine offizielle Liste noch Apps auf Rezept. «Es gibt zwar Apps, welche Behandlungsprogramme begleiten. Doch Apps werden nicht verschrieben und von der Krankenkasse bezahlt», so Adrian Schmid von eHealth Suisse.

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«In der Schweiz kann man sich keine Apps verschreiben lassen.»
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Lifestyle-Hilfe bis Diagnose

Die Spannweite unter den Gesundheits-Apps ist riesig: Bei einigen geht es mehr um den Lifestyle. Etwa um Ernährung, gutes Zähneputzen oder ein Sport-Tagebuch. Andere wiederum haben sich zum Ziel gesetzt, eine erste Diagnose zu stellen. Gerade bei diesen Apps gehen die Meinungen auseinander – denn sie sind zurzeit noch oft zu ungenau.

Ein Beispiel: Apps zur Hautkrebs-Erkennung. Algorithmen sollen Leberfleck-Fotos analysieren und in gut- oder bösartige Hautveränderungen einordnen. Das klappt laut Breght Boschker, dem Technischen Direktor von SkinVision, zu etwa 70 bis 80 Prozent. «Es wird aber immer schwieriger, wenn man an die 100 Prozent herankommen will. Denn der Unterschied zwischen gutartigen und bösartigen Hautveränderungen ist sehr schwierig zu erkennen.»

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«Wegen atypischen Melanomen ist eine hundertprozentig richtige Diagnose schwierig.»
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Ärztin und eHealth-Spezialistin Yvonne Gilli ist skeptisch gegenüber solchen Apps: «Sowohl eine Falsch-Negative Diagnose als auch eine Falsch-Positive Meldung hat katastrophale Auswirkungen auf das weitere Leben der Betroffenen.» Und ein Selbstversuch der Ärztin zeigt: Einmal wird Hautkrebs diagnostiziert, doch beim nächsten Versuch ist alles in Ordnung.

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Yvonne Gilli: «Falschdiagnosen haben katastrophale Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen.»
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Ein Grund für die schwierige digitale Diagnose: Der Hautarzt begutachtet nicht nur den Leberfleck, sondern untersucht auch die restlichen Hautveränderungen. So zeigt auch eine Studie, welche sich sechs Apps angeschaut hat: Derzeit lassen sich Melanome oder andere Hautkrebserkrankungen mit auf Algorithmen basierenden Apps nicht zuverlässig erkennen.

Heute können wir schon aus einer Vielzahl an Gesundheits-Apps wählen. Einen Arztbesuch ersetzen die digitalen Helfer aber (noch?) nicht.

Puls, 31.05.2021, 21:05 Uhr

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