In seinem Kopf läuft immer Musik. Sie ist für Arash das Wichtigste. Dafür war er bereit, sein Heimatland und seine Familie zu verlassen. Der 29-Jährige sitzt am Küchentisch seiner Parterrewohnung im Zürcher Kreis 4 und trinkt Tee. Weit weg vom Iran hat er sein Glück gefunden: «Ich bin wirklich sehr glücklich hier, dank der Musik.»
Technomusik ist im Iran verboten. Arash und sein DJ-Partner Anoosh konnten ihre Musik also nur an geheimen Partys spielen, zum Beispiel in der Wüste. Stets hatten sie Angst vor der Polizei; einmal landete Anoosh deswegen sogar im Gefängnis.
«Blade and Beard», wie sich die beiden DJs nennen, bemühten sich deshalb um Auftritte im Ausland. Vor drei Jahren erhielten sie die Einladung, während der Street Parade in Zürich in der Roten Fabrik aufzulegen: Zum ersten Mal im Westen, zum ersten Mal vor so einem grossen Publikum. Arash erinnert sich genau. Er sei sehr aufgeregt gewesen, aber die Menschen hätten ihre Musik sehr gemocht.
Harte Jahre im Asylverfahren
Nach der damaligen Street Parade hätten die beiden in den Iran zurückreisen müssen. Aber sie wollten nicht zurück in ihr altes Leben. Sie wollten ihrer Leidenschaft nicht mehr im Versteckten, im Untergrund nachgehen.
So blieben sie einfach hier in der Schweiz und stellten einen Asylantrag. Zwei Jahre warteten die beiden Iraner in einem Asylzentrum im Kanton Graubünden auf den Entscheid.
Dunkle, harte Jahre seien das gewesen, sagt Arash und klappt seinen Laptop auf. Verarbeitet hätten sie diese Zeit mit ihrer Musik. Damals sei auch das Stück «The Void» – die Leere – entstanden, erzählt Arash: «Ich war so frustriert und geplagt von Zukunftsängsten.»
«Chäschüechli, Chuchichäschtli» und ein Dokumentarfilm
Doch dann erhielten die DJs eine vorläufige Aufenthaltsbewilligung. Es sei wie ein Traum für ihn und seinen Kollegen, in der Schweiz bleiben zu dürfen und von der Musik leben zu können. Klar vermisse er seine Eltern und sei manchmal traurig. Aber die Freiheit, die er hier habe, sei ihm sehr viel Wert. Die Freiheit, seine Musik zu machen.
Und so reisen Arash und Anoosh heute jedes Wochenende durch Europa und stehen an einem DJ-Pult. Bekannt wurden sie auch dank einem Dokumentarfilm über ihre Geschichte.
Weniger oft spielen sie in der Schweiz, auch nicht an dieser Street Parade. Aber Arash und sein DJ-Kollege mögen das Leben hier. Ein paar Wendungen wie etwa «Chäschüechli, Chuchichäschtli und Gömmer is Kino?» haben sie schon aufgeschnappt.
Berlin soll den Durchbruch bringen
Arash lacht und fährt sich durch seinen dunklen Bart: Seine Zukunft als DJ und Producer sieht er in Berlin, wo die Techno-Szene grösser und das Leben billiger ist. Bereits heute produzieren Anoosh und Arash ihre Musik in der deutschen Hauptstadt. Zurzeit können sie die Schweiz aber nicht für längere Zeit verlassen, wegen ihres Asylstatus.
Doch die beiden Neulinge in der DJ-Szene wollen den internationalen Durchbruch schaffen. Nach der Flucht aus dem Iran und den dunklen Jahren im Asylheim glaubt Arash wieder an seine Träume und an die Melodien in seinem Kopf. Er ist überzeugt: «We can do it.»