Es ist heiss. Viele Eltern suchen mit ihren Kindern in diesen Tagen Abkühlung am Wasser. Die Badmeister der Winterthurer Badi Geiselweid müssen jetzt besonders wachsam sein. Mehrere Kinder scheinen ohne Begleitung eines Erwachsenen im Becken zu planschen. Kinder, die nicht den Anschein machen, geübte Schwimmer zu sein. Die Badmeister behalten die Kinder im Auge, greifen nur im äussersten Fall ein.
Handys sind heutzutage ein grosses Problem.
Und dann passiert es: Der Badmeister muss ein kleines Mädchen mit Schwimmflügeli aus dem Becken helfen, das nicht aus eigener Kraft ins Trockene gelangt wäre. Zwischenfälle wie dieser kommen fast täglich vor. Philipp Buchelt, der Betriebsleiter der Winterthurer Badi, sieht diese Entwicklung kritisch: «Ein grosses Problem sind heutzutage die Handys. Man ist überall erreichbar und damit schnell abgelenkt. Genau in diesen Sekunden passieren die Unfälle.»
Aufsichtspflicht liegt bei den Eltern
Wie schnell ein Kind unbemerkt in eine lebensbedrohliche Situation geraten kann, zeigen Aufnahmen einer Überwachungskamera der Badi. Auf den Bildern ist zu sehen, wie ein Kind im Wasser in eine gefährliche Situation gerät und von einem Badmeister gerettet wird. Die Aufnahmen werden zur internen Weiterbildung der Badmeister verwendet.
Die Situation in Winterthur beklagen auch andere Bäder. Dies bestätigt Michel Kunz, Präsident des Schweizer Badmeisterverbands. Er betont, dass die Aufsichtspflicht bei den Eltern liege. Badmeister kämen nur bei lebensbedrohlichen Situationen zum Einsatz.
Prävention trägt Früchte
Seit Jahrzehnten leisten die Schweizerische Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) und die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) Präventionsarbeit. Diese Arbeit trägt Früchte: Ertrinkungsfälle von Kindern nehmen seit den 1990er-Jahren stetig ab. Am gefährdetsten sind heute Männer zwischen 15 und 30. Dennoch sind in der Schweiz im vergangenen Jahr vier Kinder ertrunken. Das grösste Risiko für sie besteht nicht in der überwachten Badi, sondern Zuhause.
Um Badeunfälle noch gezielter zu verhindern, erarbeitet die SLRG nun eine Statistik, die auch nicht tödliche Unfälle beinhaltet. «Wir haben ein grosses Interesse an Daten. Wir wollen wissen, warum und wie Unfälle passieren, um daraus ableiten zu können, wie wir unsere Präventionsarbeit verbessern können», sagt Philipp Binaghi, Mediensprecher der SLRG.
Dank jahrzehntelanger Prävention ertrinken heute weniger Kinder. Geräte wie das Smartphone und mit ihm die neuen Medien haben jedoch grosses Ablenkungspotenzial. Zum Schutz der Kinder müssen alle wachsam sein – insbesondere die Eltern.