Als die Ghanaerin Nana Darkoa Sekyiamah vor zwölf Jahren ihren Blog «Adventures from the Bedrooms of African Women» startete, hatte das seinen Grund: «Es ist ein politischer Akt über Sex zu reden, vor allem für Frauen in Afrika. Weil weibliche Sexualität derart tabuisiert ist.» Die Feministin traf mit dem Blog einen Nerv. Bis heute besuchen im Schnitt mehrere Hundert Personen pro Tag den Blog, an Rekordtagen fast 80'000.
Der Blog hatte zum Ziel, Afrikanerinnen eine Plattform zu geben, um über Sexualität und verschiedene Lebens- und Liebesentwürfe zu lesen und zu schreiben. Denn in den Medien sei auf dem afrikanischen Kontinent dazu kaum etwas zu finden: «Wir lesen keine Geschichten über Frauen, die beschnitten sind und trotzdem ein lustvolles Sexleben haben oder über Frauen, die eine polygame Beziehung vorziehen, weil das Modell ihnen mehr Freiheit gibt.» Schliesslich hätten Frauen, die sich einen Ehemann teilen, mehr Zeit und Raum für sich selbst.
Einseitige Opferrolle
Afrikanische Frauen würden oft in Schubladen gesteckt und als Opfer dargestellt. Als Krankheitsträgerinnen, Unterdrückte, die nicht einmal Zugang zu Tampons und Binden hätten. Sie selbst habe sich von Stereotypen in ihrem Kopf befreien müssen, sagt Feministin Sekyiamah: «Ich bin selbst das Produkt einer polygamen Ehe. Doch auch ich musste mich von Vorstellung lösen, dass nur weil eine Frau in einer polygamen Ehe lebt, das noch lange nicht heisst, dass sie ihrem Mann gegenüber unterwürfig ist.»
Nana Darkoa Sekyiamah schreibt seit über einem Jahrzehnt über weibliche Sexualität in Afrika. Nun hat sie ein Buch geschrieben zum Thema. Für «The Sex Lives of African Women» hat die Ghanaerin während fünf Jahren mit Frauen in über dreissig afrikanischen Ländern gesprochen. Dabei sei ihr vor allem eine Gemeinsamkeit aufgefallen: der Einfluss von Religion und einer konservativen Erziehung.
Wenig Raum zum Ausprobieren
«Die meisten Frauen, mit denen ich gesprochen habe, wurden so erzogen, dass Sex etwas Negatives sei und nur in einem bestimmten Rahmen praktiziert werden darf: nämlich innerhalb der Ehe und zwar einer hetero Ehe», erklärt Sekyiamah. Zudem werde vielen jungen Afrikanerinnen eingebläut, dass brave Mädchen nicht mit Sex experimentierten.
Dazu kämen strukturelle Hindernisse. In Afrika sei es für viele Frauen praktisch unmöglich in Ruhe ihre Sexualität zu entdecken, weil sie es sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten könnten auszuziehen, bevor sie heirateten, erläutert Nana Darkoa Sekyiamah. Und Hotelzimmer könnten sich gerade junge Frauen oft nicht leisten.
Doch das Internetzeitalter helfe glücklicherweise, zumindest was Informationen anbelangt. «Viele afrikanische Feministinnen haben dort Räume geschaffen, wo junge Frauen und Mädchen ihre Sexualkunde selbst abholen können.» Um selbstbestimmt ihre Form von Liebesleben gestalten zu können.