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Stinkwanzen bedrohen Obstbäume
Aus Echo der Zeit vom 22.05.2018. Bild: Wanze
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China-Wanze bedroht Obstbau Kleine Stinker – gefährlicher als vermutet

Sie kamen vor 20 Jahren per Flugzeug und lieben junges Obst. Jetzt zeigen sich erstmals grössere Schäden in der Schweiz.

Der ungebetene Gast: «Stinkkäfer» werden die kleinen Krabbler aus China bei uns auch genannt. Im Fachbegriff ist es die marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys), die wie andere Wanzenarten bei Berührung ein übelriechendes Sekret absondert. Vor rund 20 Jahren kamen sie via Flughafen Zürich in die Schweiz und haben sich seither vor allem in den Städten massiv vermehrt.

Gerne an die Wärme: Den einheimischen Wanzenarten sehen sie sehr ähnlich. Im Gegensatz zu diesen krabbeln sie aber ab September bei sinkenden Temperaturen gerne in Häuser, manchmal in grosser Zahl. Sie verkriechen sich etwa hinter Büchern im Regal. Im nächsten Frühjahr sitzen sie dann plötzlich am Fenster und wollen zurück in den Garten.

Schäden bis zum Totalausfall: Die marmorierte Baumwanze aus China richtet viel mehr Schaden an als bisher erwartet, wie Insektenkundler Tim Haye vom international tätigen Forschungsinstitut CABI in Delsberg berichtet: So zerstörten sie 2010 im Osten der USA die halbe Apfelernte. In Georgien machten sie einen Drittel der Haselnussernte zunichte, und im Tessin und in Norditalien beschädigten sie 2016 zwischen 40 und 60 Prozent der Birnen, wobei viele Bio-Bauern gar einen Totalausfall zu beklagen hatten.

Klare Anzeichen im Züribiet: Je wärmer die Sommer auch nördlich der Alpen werden, desto besser gefällt es den Wanzen nun auch in der Schweiz. «2017 sind die Schäden im Umland von Zürich erstmals aufgetreten. Das kannten wir bisher nicht», sagt Haye.

So greifen die Rüssler an: Die Wanzen stechen die reifenden Früchte an, injizieren über den Saugrüssel eine Flüssigkeit, mit der die Birne quasi verdaut wird, und saugen dann den Saft ab. Die Frucht verkrüppelt und taugt deformiert bestenfalls noch als Mostobst. Die Wanzen saugen am liebsten an Brombeeren, Himbeeren, Pfirsichen, Äpfeln oder Birnen. Eigentlich mögen sie fast alles: «Es ist fast einfacher aufzuzählen, was sie nicht mögen», stellt Haye fest.

Heimische Schlupfwespen als Lösung? Verschleppte Insektenarten sind beim CABI ein grosses Thema, das sich im Auftrag zahlreicher Regierungen und Unternehmen mit Landwirtschaft und Biowissenschaften beschäftigt. Im Quarantänebereich in Delsberg werden unter anderem frischgelegte Wanzeneier klitzekleinen einheimischen Schlupfwespen ausgesetzt. Das Ziel: Die Wespen sollen Eier hineinlegen, damit ihre Larven die Wanzenlarven von innen auffressen.

Ein Lichtblick: Fünf von sechs getesteten einheimischen Wespenarten konnten den chinesischen Wanzen aber nichts anhaben. Eine Art allerdings entwickle sich auf den frischen Wanzeneiern gut und werde jetzt vertieft untersucht, sagt Haye. Sie könnte dann künstlich vermehrt und im Frühling massenhaft ausgesetzt werden.

Erfolgreiche China-Wespe: Haye hat aus China Tausende von chinesischen Schlupfwespen mitgebracht. Sie sind sehr effektiv und sorgen dafür, dass die Wanze in Asien eigentlich kein Problem ist. Um sie in Europa einsetzen zu können, müsste nach seinen Worten zuerst eine Risikoanalyse gemacht werden. Denn die chinesischen Schlupfwespen könnten auch einheimische Nützlinge und gefährdete einheimische Insektenarten arg dezimieren.

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