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Fachärzte, die sich mit dem Chronic Fatigue Syndrom auskennen, machen unterschiedliche Erfahrungen mit der IV.
Aus Puls vom 24.02.2020.
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Chronic Fatigue «IV-Anmeldungen, die nur Chronic Fatigue betreffen, sind selten»

Schon kleinste Anstrengungen führen bei Betroffenen mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom, auch Chronic Fatigue Syndrom oder ME/CFS genannt, zur vollständigen körperlichen Erschöpfung. Etwa 40 Prozent der Betroffenen werden arbeitsunfähig, 25 Prozent sind bettlägerig und auf fremde Hilfe angewiesen. Eine IV-Rente erhalten aber nur die Wenigsten. Daniela Aloisi, Medienverantwortliche der IV-Stelle Zürich, gibt Auskunft darüber.

Daniela Aloisi

Daniela Aloisi

Leiterin Unternehmenskommunikation, SVA Zürich

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Daniela Aloisi leitet die Kommunikation der SVA Zürich und sie ist Mediensprecherin für die IV-Stelle.

SRF News: Generell fühlen sich Betroffene unverstanden und nicht ernst genommen – auch von IV-Beratern. Können sie etwas unternehmen, um von IV-Seite auf offenere Ohren zustossen?

IV-Stelle Zürich: Wir nehmen jeden Kunden ernst. Wichtig ist aber für die Patientinnen und Patienten in erster Linie die kompetente ärztliche Behandlung. Da kann es schwierig sein, den geeigneten Behandler zu finden und das macht die Sache für Patientinnen und Patienten noch belastender. Besonders wichtig (auch für die IV) ist das Thema der korrekten Diagnostik und der geeigneten Therapie.

Chronic Fatigue ist eine einschränkende Erkrankung. Weshalb erhalten Betroffene nur sehr selten eine Rente von der IV?

Wir prüfen gemäss strukturiertem Beweisverfahren. Das heisst, jeder Fall wird individuell angeschaut – aus verschiedenen Perspektiven. Konkret: Wir betrachten den Gesundheitsschaden mit den vorhandenen Befunden und dem Schweregrad, sozialer Kontext, Aktivitätsniveau ausserberuflich, Konsistenz, sachgerechte Therapie.

Es ist ein Problem, wenn wenig klinische und objektiv-nachvollziehbare Befunde vorliegen.

Die IV ist eine Versicherung und deshalb muss die Einschränkung auch aus juristischer Sicht nachvollziehbar sein. Ein Problem bei der Nachvollziehbarkeit kann in den Fällen beim alleinigen Chronic Fatigue Syndrom bestehen, wenn wenig klinische und objektiv nachvollziehbare Befunde vorliegen. Wichtig ist hier, dass die Patientinnen und Patienten von einem Arzt behandelt werden, der ausreichend Erfahrung auf dem Gebiet hat und sich mit der Diagnosestellung gut auskennt.

Manche Betroffene lassen sich eine psychische Krankheit attestieren, damit sie eine bessere Chance haben, eine IV-Rente zu erhalten. Ist es einfacher, mit einer psychischen Diagnose einen Zuspruch für eine Rente zu erhalten?

Wenn eine psychiatrische Diagnose vorliegt, dann soll sie auch attestiert werden. Das ermöglicht es uns, die psychiatrische Erkrankung und ihre Auswirkung auf die Arbeitsfähigkeit in unsere IV-Abklärung miteinzubeziehen.

Gehen bei der IV-Stelle Zürich häufig IV-Anmeldungen von Betroffenen mit Chronic Fatigue ein?

Anmeldungen von Personen, in deren medizinischen Unterlagen nur ME/CFS als Diagnose genannt wird, sind äusserst selten. In der Regel tritt es in Kombination einer anderen somatischen oder psychiatrischen Diagnose auf. Wir sind auch mit Fällen konfrontiert, da steht das Chronic Fatigue Syndrom in Beziehung mit einer Krebserkrankung.

Wie lautet der Entscheid in der Regel?

Von einer Regel kann nicht gesprochen werden. Jeder Fall ist anders. Für uns ist nicht die Diagnose ausschlaggebend, sondern die individuelle Ausprägung der Erkrankung und die individuellen Einschränkungen. Es ist äusserst selten, dass wir es in einem Fall ausschliesslich mit dem CFS-Syndrom zu tun haben.

Wie lange dauert es von der IV-Anmeldung bis zum Rentenentscheid?

Bei den Abklärungen gibt es, abhängig vom Einzelfall, grosse zeitliche Unterschiede. Das kann drei Monate aber auch mal drei Jahre dauern.

Das Interview führte Amanda Arroyo. Die Fragen wurden schriftlich gestellt.

Puls, 24.02.2016, 21:05 Uhr

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