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Operationsroboter – Ein Trend ohne erwiesenen Nutzen
Aus Puls vom 13.05.2019.
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«DaVinci»-Operationsroboter Nicht besser, dafür teurer

Trotz umstrittenem Nutzen und höherer Kosten: Viele Schweizer Spitäler setzen auf Operationsroboter.

Wenn ein Spital damit wirbt einen «DaVinci» zu besitzen, handelt es sich dabei nicht um ein unbezahlbares Gemälde. Vielmehr geht es um ein sehr teures Stück Technologie – einen Operationsroboter.

Die Schweiz hat weltweit die höchste Dichte an Operationsrobotern: Nicht weniger als 33 Spitäler werben heute mit diesem Hightech-Gadget. Und das, obwohl der Nutzen durch den Einsatz des Roboters für den Patienten nicht erwiesen ist.

Zu diesem Schluss kam das Swiss Medical Board (SMB) in einem Bericht, dass es im März dieses Jahres veröffentlichte. Christoph Meier ist Vorsitzender am SMB und hat den Bericht mitverfasst.

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Das Fazit des Swiss Medical Board über den «DaVinci»-Operationsroboter: Dem Operationsroboter fehlt der Nutzen.
Aus Puls vom 13.05.2019.
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Für die Einschätzungen hat das Team des SMB Studien ausgewertet, die sich mit dem Nutzen des Roboters bei Eingriffen für die Entfernung der Prostata oder Gebärmutter befassten. Verglichen wurden dabei roboterassistierte Eingriffe mit der klassischen Schlüsselloch-Methode. Ihr Fazit: Der Nutzen des Roboters ist nur sehr klein. So hätten die Patienten nach der Operation zwar etwas weniger Schmerzen. Weniger relevante Komplikationen wurden jedoch nicht festgestellt.

Innovation um jeden Preis?

Rolf Schlumpf ist Bauchchirurg im Spital in Männedorf und an der Klinik Hirslanden in Zürich. Dort setzt er den «DaVinci»-Roboter in einem neuen Einsatzgebiet ein – der Bauchchirurgie. Auf diesem Gebiet gibt es noch gar keine Studien, die den Nutzen des Robotersystems beweisen oder widerlegen.

«Es gäbe keinen Fortschritt in der Medizin, wenn man sich nur auf das stützen würde, was sich bewährt hat», sagt Rolf Schlumpf. So sei dies auch vor 20 Jahren, als die Schlüsselloch-Methode erstmals gemacht wurde, der Fall gewesen. Auch damals gab es keinen Beweis in Form von Studien. Trotzdem machte man es – und es erwies sich als richtig.

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Rolf Schlumpf sieht im «DaVinci» grosses Potenzial.
Aus Puls vom 13.05.2019.
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Einer Innovation möchte auch Christoph Meier nicht im Weg stehen. Sie soll sich jedoch nur durchsetzen, wenn sie bessere Resultate mit sich bringe oder kostengünstiger sei.

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Christoph Meier: «Es ist wichtig Innovation zuzulassen. Aber sie mit Studien begleitet, bis man eine grosse Sicherheit hat, dass die Innovation einen Mehrwert hat.»
Aus Puls vom 13.05.2019.
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Beim «DaVinci»-Roboters ist das nicht der Fall. Er bringt erwiesenermassen keinen grossen Nutzen für die Patienten und ist erst noch teurer – und zwar erheblich. Ein Eingriff in einem Zentrum, dass weniger als 200 Eingriffe pro Jahre mache, ist 3000 bis 4000 Franken teurer.

Zurück zur klassischen Methode

Dem Ruf des SMB nach mehr Zurückhaltung beim Einsatz des Roboters hat das Kantonsspital Aarau immerhin teilweise Folge geleistet. Zwar setzt man in der Urologie weiterhin auf den «DaVinci». In der Gynäkologie verzichtet man jedoch auf dessen Einsatz.

Nach über hundert Operationen mit dem «DaVinci» setzt Dimitri Sarlos, Chefarzt der Gynäkologie im Kantonsspital Aarau, wieder auf die klassische Schlüsselloch-Methode.

Solange die Robotertechnologie keine wesentlichen Fortschritte mache, habe er die gleichen Möglichkeiten, wenn er die Instrumente direkt von Hand führe.

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