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Panorama Deutschland auf der Couch: Die trübe Zukunft nach dem Titel

Die Weltmeisterschaft 2014 ist Geschichte. Deutschland hat den lange ersehnten vierten Titel eingeheimst. Und was nun? Folgt jetzt die grosse Depression? Satiriker Peter Schneider wagt einen nicht ganz ernst gemeinten Blick in Deutschlands Zukunft.

SRF News Online: Jahrelang hat Deutschland auf den vierten Titel hingearbeitet. Nun ist er da. Was folgt nun? Die grosse Leere, gar eine Depression?

Peter Schneider: Das ist sehr wahrscheinlich. Das eher schlechte Abschneiden der anderen europäischen Mannschaften wird zudem den Zusammenbruch des Euro beschleunigen. Auch ein Kriegsausbruch zwischen den Niederlanden und Portugal ist dann nicht mehr auszuschliessen. Vorher wird man sich aber noch auf einen Austragungsort für den Krieg einigen müssen. Geeignete Kriegsschauplätze müssten gebaut werden, die Infrastruktur für Bodentruppen muss erneuert werden. Für all das ist Europa im Moment nicht gerüstet.

Peter Schneider

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Legende: SRF/Michael Lang

Peter Schneider stammt aus Deutschland, lebt und arbeitet in Zürich als Psychoanalytiker. Er ist Autor zahlreicher Bücher zu psychoanalytischen und gesellschaftspolitischen Themen. Als Autor ist er auch für Radio SRF3 tätig. Die satirischen Sendungen «Die andere Presseschau» und «Brief von Peter Schneider» stammen aus seiner Feder.

Nur bei den grossen Turnieren, also WM und EM, mischen sich Fussballfans und sogenannte Eventfans beim Public Viewing. Bald sind die «Fussballfans» wieder unter sich. Bricht die Gesellschaft nun auseinander? Geht der Gesprächsstoff aus?

Da bleibt nicht viel. Die kommende Europameisterschaft der Herren im Synchronschwimmen wird vielleicht kurzfristig Erleichterung bringen. Danach aber sieht es finster aus. Die norwegische Schriftstellerin Ingrid Bergmann hat das in ihrem berühmten Roman «Das Schweigen» bereits vor vielen Jahren vorhergesehen.

Wirkt die WM gar wie eine Droge? Sind die Deutschen jetzt süchtig? Müssen sie auf Entzug?

Dreimal Ja. Experten fordern darum schon lange ein Verbot oder wenigstens eine kontrollierte Fussballabgabe. Doch solche Stimmen der Vernunft stossen bei den Drogenbaronen der Fifa auf taube Ohren. Und wie immer führt die schmutzige Spur des Fussballs in die Schweiz. Honi soit qui mal y pense. (frz. für «Beschämt sei, wer schlecht darüber denkt», Anm. d. Red.)

Droht nun die Gefahr, dass Paare miteinander reden müssen, weil die WM vorbei ist? Dass der Vater mit dem Sohn in den Zoo gehen muss? Wie können solche Zustände wegen Mangel an Fussball verhindert werden?

Die Menschen müssen wieder lernen aufeinander zuzugehen, ohne sich dabei gleich vors Schienbein zu treten. Dafür brauchen sie aber professionelle Hilfe.

In der Welt gibt es gegenüber Deutschland dank der WM inzwischen offene Sympathie. Wie kann der Deutsche damit umgehen?

Ich glaube nicht, dass er es kann. Dazu ist der Druck von aussen viel zu hoch. Wer es sich jetzt leisten kann, wird in die Schweiz oder nach Ibiza flüchten. Die anderen, die breite Masse, wird mit einer Jahreskarte für Schalke oder den BVB vorlieb nehmen müssen. Die sozialen Spannungen werden zunehmen.

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