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Palantir: Börsengang mit Risiken
Aus Echo der Zeit vom 19.09.2020. Bild: Keystone
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Digitale Überwachung Palantir: Die Kristallkugel geht an die Börse

Der einzige Investor und Kunde war während Jahren die CIA. Was steckt hinter dem verschwiegenen Softwareunternehmen?

Der Investor und Trump-Anhänger Peter Thiel gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten im Silicon Valley. Bekannt wurde er in den 90er-Jahren als Mitbegründer von PayPal und 2004 als erster Investor in Facebook.

Weniger bekannt ist, dass Thiel zur gleichen Zeit das Softwareunternehmen Palantir gründete, das Regierungen im Kampf gegen den Terrorismus unterstützen soll.

Kristallkugeln im Kampf gegen den Terror

Zu Thiels Lieblingslektüre gehört J.R.R. Tolkiens «Herr der Ringe». Die Geschichte erzählt von Kristallkugeln, mit denen man in die Zukunft blicken und so zum Beispiel einen Angriff voraussehen kann. Palantir heissen diese Kugeln.

Kristallkugel, darin das Logo des CIA.
Legende: Ein Blick in die digitale Kristallkugel: Palantir soll beim Durchkämmen unübersichtlicher Daten helfen. Wikimedia / Collage SRF

Software des gleichnamigen Unternehmens soll westlichen Nachrichtendiensten die notwendigen Informationen im Kampf gegen den Terrorismus beschaffen.

Den nächsten 9/11 verhindern

«Das Problem bei den Anschlägen vom 11. September war nicht, dass der US-Regierung die Daten fehlten, um den Angriff zu stoppen», meint Palantir Chef-Entwickler Adam Borochoff an einer Entwickler-Konferenz. Es sei vielmehr ein technisches und administratives Versagen: Information lag verteilt in unzähligen Computersystemen. Die sprichwörtliche Suche nach der Nadel war nicht auf einen Heuhaufen begrenzt.

Das machte Abfragen schwerfällig, auch lange nach 9/11. Wollte eine CIA-Analystin 2014 Informationen zu einem Syrien-Heimkehrer zusammentragen, musste sie für die Suchanfragen einen Datenspezialisten beauftragen. Dabei ging wertvolle Zeit verloren – Tage, Wochen, so Borochoff.

Das erfolgreichste Team = Mensch + Computer

Thiel und eine Gruppe von PayPal-Angestellten wollten das ändern. Dabei profitierten sie von der Erfahrung, die sie zuvor beim Bezahldienst gemacht hatten. PayPal überlebte nur, weil die Verantwortlichen schon früh auf effiziente Betrugsbekämpfung setzten.

Einfach automatisieren liess sich die Abwehr fingierter Überweisungen nicht. Im Gegensatz zum Spezialisten ist Software nicht imstande, den neusten Trick der Betrüger zu erkennen. Menschen hingegen waren von der schieren Zahl an Überweisungen überfordert.

Die Lösung: Der Computer sortiert vor und die Spezialistin beschäftigt sich nur noch mit einer kleinen Zahl verdächtiger Transaktionen. Wenn Mensch und Maschine zusammenarbeiten, haben Betrüger keine Chance.

Dieses Prinzip übernahm Palantir bei der Terror-Bekämpfung. Die Ingenieure schufen einen vereinheitlichten Zugang zu den unzähligen Daten-Heuhaufen und programmierten eine Suchfunktion, die auch technische Laien problemlos nutzen können. So dient die Maschine dem Spezialisten zu, damit der sich auf die anspruchsvolle Analyse konzentrieren kann.

Angst vor Imageverlust

Heute ist Palantirs Software sowohl bei Konzernen wie Airbus oder BP als auch bei westlichen Nachrichtendiensten und Strafverfolgungsbehörden im Einsatz.

Letztere Kundschaft kratzt aber am Image des Softwarekonzerns. In der Dokumentation zum Börsengang warnt Palantir potenzielle Investoren vor dem Schaden, der durch die Kritik von Menschenrechtsaktivisten oder Datenschützer entstehen könnte.

Kristallkugeln haben es offenbar in sich: Der Palantir aus «Herr der Ringe», ist nicht objektiv. Der Betrachter lässt sich von den Kugeln beeinflussen – und sieht schliesslich, was er sehen will.

Echo der Zeit, 19.09.2020, 18 Uhr

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