Die bisherige App der Postfinance wird am 10. Mai abgeschaltet. Und das hat Folgen für die Besitzerinnen und Besitzer älterer Mobiltelefone. Wer ein «iPhone 6», «iPhone 6 Plus» oder älter besitzt, kann die neue App nicht installieren. Mindestens erforderlich ist die Betriebssystemversion iOS 13.3.
App wird aus «Sicherheitsgründen» abgeschaltet
Alle Nutzerinnen und Nutzer, die die neue Postfinance App noch nicht installiert haben, haben in den letzten Tagen via App die Aufforderung erhalten, per 10. Mai auf die neue Version umzusteigen.
Viele Postfinance Kunden realisieren erst jetzt, dass sie künftig ohne App auskommen müssen, wenn sie kein neues Gerät kaufen. Sie können sich ab Mitte Mai nicht mehr via Handy in ihr Bankkonto einloggen, Zahlungen machen oder ihren Saldo einsehen. 10'000 von insgesamt 700'000 aktiven App-Nutzern sind gemäss Postfinance betroffen.
Digitalisierungs-Zwang bei der Postfinance
Übergangsfrist von nur zwei Monaten
Dass Postfinance die alte App nur zwei Monate nach Einführung der neuen abstellt, stösst bei Betroffenen auf wenig Verständnis.
«Indirekt verlangt Postfinance von mir, dass ich ein neues Smartphone kaufe, damit ich diese viel beworbene App weiterhin nutzen kann,» kritisiert ein Postfinance-Kunde im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». «Mein iPhone funktioniert sonst noch wunderbar. Und selbst bei der Swiss Covid App hat man ja jetzt fertiggebracht, dass sie auch auf dem iPhone 6 läuft.»
Postfinance: Betroffene können via Browser zugreifen
Was sagt Postfinance zu dieser Kritik? «Espresso» hat Postfinancesprecherin Tatjana Guggisberg konfrontiert.
SRF: Wieso müssen sich 10'000 Kundinnen und Kunden ein neues Handy kaufen, wenn sie weiterhin auf die Postfinance App zugreifen wollen?
Tatjana Guggisberg: Aus Sicherheitsgründen stellen wir gewisse Mindestanforderungen an die Postfinance-App. Dazu kommen technische Anforderungen, damit man sich mit Fingerprint oder Touch-ID einloggen kann. Wir wollen die Zahl der Kundinnen und Kunden, die unsere App aufgrund dieser Mindestanforderungen nicht mehr nutzen kann, so klein wie möglich halten. Aus all diesen Faktoren ergibt sich die Mindestanforderung für die App, die auch bedeutet, dass gewisse Kundinnen und Kunden mit einem älteren Gerät die App nicht mehr nutzen können.
Nun ist die neue App seit zwei Monaten da und die alte wird bereits abgestellt - für unsere Expertinnen und Experten aus der SRF-Digitalredaktion ein ungewöhnliches Vorgehen. Normalerweise lassen Unternehmen ihre Apps länger parallel laufen. Die Postfinance macht es sich sehr einfach!
Ein Parallelbetrieb von zwei Apps ist sehr aufwendig und kostspielig. 1.5 Prozent aller Nutzerinnen und Nutzer würden die alte App weiter benutzen. Klar ist es für sie ärgerlich, dass sie das nun nicht mehr können. Aber aus betriebswirtschaftlichen Gründen ist es nicht sinnvoll, für diese verhältnismässig kleine Population zwei Apps zu betreiben.
…aus ökologischer Sicht ist das aber auch ein Wahnsinn, wenn 10'000 Menschen wegen einer App der Postfinance - zumindest theoretisch - ihr Smartphone wechseln müssen.
Es bleibt den Kundinnen und Kunden überlassen, das Smartphone zu wechseln. Als Alternative haben sie die Möglichkeit, die mobile Browserversion zu nutzen. Das funktioniert auch auf jenen Smartphones, wo die neue Postfinance-App nicht mehr funktioniert.
Und die Datensicherheit bleibt so ebenfalls garantiert?
Beim Einloggen über den Browser laufen auf Seiten Postfinance im Hintergrund weitere Sicherheitsmassnahmen, deshalb können wir mit gutem Gewissen die Sicherheit der Kundinnen und Kunden beim Einloggen über den Browser garantieren.