Zum Inhalt springen

Gebühren-Ärger Für viele Postfinance-Kunden wird es teurer

Postfinance dreht an der Gebühren-Schraube: Wer Hypotheken oder Fonds hat, bekommt kein Rabatt–Guthaben mehr.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Postfinance Kunden mit Gebührenerhöhungen vor den Kopf stösst. Neu gibt es nur noch zwei Konto-Pakete zur Auswahl. Diese kosten fünf oder zwölf Franken pro Monat. Wer viel Geld auf dem Sparkonto hatte, bekam bisher Rabatt. Das gilt nun nicht mehr.

Der Ärger unter den Postfinance-Kunden ist gross. Per 1. Juli 2021 können sie nur noch zwischen zwei verschiedenen Konto-Paketen wählen. Die Variante «Smart» beinhaltet ein Privat- und ein Sparkonto sowie eine Postfinance-Karte und kostet fünf Franken pro Monat – also 60 Franken pro Jahr. Bei der Variante «Smart Plus» sind zusätzlich noch eine Kreditkarte und kostenlose Bezüge an Bankomaten im In- und Ausland enthalten. Dafür verlangt die Post zwölf Franken monatlich, respektive 144 Franken pro Jahr.

Kein Rabatt mehr für Sparguthaben

Rabatt auf die Gebühren erhalten Kunden, welche bei Postfinance auch Fondsanlagen, Lebensversicherungen oder Hypotheken abgeschlossen haben. Bisher mussten auch Kunden mit einem Anlage-Vermögen von über 25’000 Franken keine oder lediglich reduzierte Gebühren bezahlen. Damit ist nun Schluss. Ein Hörer ärgert sich: «Bisher bezahlte ich keine Gebühren, neu sind es zwölf Franken pro Monat.» Er wird das Gefühl nicht los, dass die Postfinance die Sparer loswerden will: «Die Postfinance wechselt ihr Gebühren-System so oft, wie andere die Unterhosen.» Wer Geld auf der hohen Kante habe, sei offenbar nicht mehr erwünscht.

Ich bin erstaunt, dass die Postfinance Sparern mit Vermögen keinen Rabatt mehr gibt.
Autor: Benjamin Manz Moneyland

Über diesen Strategiewechsel wundert sich auch Benjamin Manz von Moneyland: «Ich bin erstaunt, dass die Postfinance Sparern mit Vermögen keinen Rabatt mehr gibt. Offenbar lässt sich nur mit Hypotheken, Lebensversicherungen und Fondsanlagen genug Geld verdienen.»

Mit Sparguthaben lässt sich kaum Geld verdienen

Dass man mit den neuen Paket-Lösungen mehr verdienen möchte, streitet Postfinance-Mediensprecherin Tatjana Guggisberg nicht ab: «Es ist korrekt, dass Postfinance in der Summe mehr Einnahmen generiert. In der Vergangenheit konnten viele Dienstleistungen zu günstigen Konditionen oder sogar gratis angeboten werden. Das aktuelle Zinsumfeld und das Kreditverbot erlauben das nicht mehr.»

Ein Vergleich mit den Mitbewerbern zeigt, dass sich die Postfinance mit den neuen Gebühren im Mittelfeld der Banken befindet. Das bestätigt auch Benjamin Manz von Moneyland. Er sagt aber auch: «Preislich attraktiver ist es, wenn man das Konto oder die Kreditkarte beim jeweils günstigsten Anbieter abschliesst.»

Warum Paket-Lösungen – vor allem für Anbieter - so attraktiv sind

Box aufklappen Box zuklappen

Paket- oder Bündel-Lösungen seien kein neues Phänomen, sagt Andreas Dietrich, Professor für Finanzdienstleistungen an der Hochschule Luzern: «Solche Paket-Lösungen gibt es auch in anderen Branchen. Zum Beispiel bei Telecom-Anbietern, wo man neben Festnetz und Handy auch noch Internet dazu bekommt.» Die Idee dahinter sei klar: So könnten Firmen mehr Produkte verkaufen. Für die Kunden würden solche Paketlösungen die Entscheidung vereinfachen: «Sie müssen nicht x-verschiedene Produkte auswählen, sondern können sich zwischen zwei oder drei Paketen entscheiden.»

Es gebe aber auch einige gewichtige Nachteile für die Kunden: «Es wird natürlich aufwändiger, den Anbieter zu wechseln, wenn man so eine Paket-Lösung abgeschlossen hat.» Zudem könne man auch die Preise nicht mehr 1:1 vergleichen, weil die Pakete der Konkurrenz anders zusammengesetzt seien. «Und es besteht die Gefahr, dass man für etwas bezahlt, dass man gar nicht braucht», sagt Andreas Dietrich. Darum sei es wichtig, solche Paket-Angebote genau anzuschauen.

Espresso, 19.04.21, 08:13

Meistgelesene Artikel