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Douglasien in der Schweiz Plädoyer für einen Riesen

Hitzebeständig und nicht invasiv: Die fremdländische Douglas-Tanne könnte für die heimischen Wälder bedeutsam werden.

Der Sturm «Burglind» richtete am 3. Januar grosse Schäden an. Im Kanton Solothurn beispielsweise legte er so viele Bäume um, wie normalerweise in einem Jahr abgeholzt werden. Nebst altbekannten Baumarten wird auf den leergefegten Flächen auch die hitzebeständige «Douglasie» gepflanzt.

Der fremdländische Baum, der zu den Neophyten zählt, hat in Deutschland schon zu hitzigen Debatten geführt. Im Solothurnischen wächst ein Douglasien-Wald seit 200 Jahren problemlos und hat sich auch nicht masslos ausgebreitet.

«Mutter des Waldes»

Oberhalb von Selzach am Jurahang mitten im Wald thront sie, 40 Meter hoch. Von einem besonderen Nadelbaum spricht Förster Thomas Studer: «Das ist die Mutter des Waldes, ein mächtiger Baum, der die heimischen Bäume bis um zehn Meter überragt, und das fasziniert eigentlich auch vom Nutzen her.»

In diesem Mischwald stehen noch 20 weitere, etwas kleinere Douglasien, doch auch sie sind grösser als alle anderen Bäume. Als Revierförster des Forstkreises Leberberg ist Studer Mitglied einer Arbeitsgruppe, die über neue Baumarten in den Solothurner Wäldern diskutiert. Es sei eine Chance, solche Gastbaumarten einzubringen, die auch einer Klimaerwärmung langfristig standhielten.

Kein «Fichtenstress»

Die Douglasie scheint hier ideal zu sein. Sie bringt nicht nur deutlich mehr Holz als die altbekannten Baumarten, sondern erträgt auch wärmere Temperaturen besser als beispielsweise Fichten. Denn die Douglasien haben Pfahlwurzeln, die tief in den Boden gehen. Für die Fichten mit flachen Wurzeln dagegen werden längere Trockenperioden rasch zum Problem: «Bei den Fichten ist eigentlich bereits Alarmstufe Rot. Denn wenn das Wasser fehlt, wird die Borkenkäfergefahr rasch gross», sagt Studer.

Douglasie.
Legende: Die Douglasien mit ihren Pfahlwurzeln trotzen Trockenperioden deutlich besser als andere Bäume. Imago/Archiv

Die Förster sehen deshalb Douglasie als Ersatz für die Fichten in den Schweizer Wäldern. Dabei gibt es jedoch ein Problem, denn die Douglasie ist kein einheimischer Baum. Vor knapp 200 Jahren wurde sie vom natürlichen Verbreitungsgebiet im Westen Nordamerikas nach Europa importiert.

Bedenken weitgehend verschwunden

Naturschutzkreise zeigten sich in den letzten Jahren skeptisch, dass diese Art vermehrt gepflanzt werden soll. Es gab Bedenken, dass der Baum andere Arten verdrängt. In Deutschland wurde die Douglasie vor einigen Jahren gar auf die schwarze Liste der invasiven Arten gesetzt.

Douglasie.
Legende: Imago/Archiv

Zu Unrecht, sagt Thomas Wohlgemuth vom Institut für Wald, Schnee und Landschaft (WSL): «Die Douglasie ist nicht invasiv. Die Rubinie oder der Götterbaum haben Samen, die sich rasch verbreiten. Bei der Douglasie muss der Samen mit dem Wind verbreitet werden, doch der fällt nicht weiter als 100 Meter vom Baum entfernt, was eine rasche Ausbreitung verhindert.»

Douglasien-Anteil in der Schweiz noch sehr gering

In Deutschland hat der Naturschutz seinen Widerstand schliesslich aufgeben. Seither setzt sich die Baumart durch. Zwei Prozent der Bäume in Deutschland sind bereits Douglasien. In der Schweiz sind es heute 0,4 Prozent. Doch der Douglasien-Bestand dürfte auch in der Schweiz zunehmen, sagt Wohlgemuth: «Sie wird im Moment weiter gepflanzt und sehr häufig in Waldöffnungen beigemischt. Quasi als «Versicherungsbaum» für eine wärmere und trockenere Zukunft. Deren Bedeutung wird deutlich zunehmen.»

Das sieht auch Förster Studer so. Selbst wenn die Douglasie noch als fremder Baum gelte, sei er nach über 100 Jahren in den Schweizer Wäldern durchaus angekommen: «Die Douglasie ist sehr gut integriert. Es ist eine standortgerechte und passende Baumart. Unsere Erfahrungen sind durchwegs positiv.»

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