Zum Inhalt springen

Einbrüche verhindern Revier digital markieren: Was bringt das?

Ein Schweizer Startup hat ein Gerät entwickelt, das zu Hause mit Licht und Ton Anwesenheit simuliert.

Als der achtjährige Kevin aus Versehen Weihnachten alleine zu Hause verbringen muss, vertreibt er Einbrecher mit viel Fantasie. Das funktionierte perfekt – wenigstens in der Hollywood-Komödie von 1990.

Das Zürcher Startup Mitipi hat mit «Kevin» ein digitales Gerät entwickelt, das ebenfalls mit Fantasie Einbrecher fernhalten will. Das Gadget ähnelt einem Bluetooth Lautsprecher und kann mit verschiedenen Lichtstimmungen und Klängen einen ganzen Tagesablauf simulieren – von der Familie beim Frühstück übers Staubsaugen bis zum Fernsehabend. Weil das Gerät neben Licht auch Klänge aussendet, soll es auch tagsüber wirksam sein.

Sicherheit als Dienstleistung

Bei der Entwicklung haben die Macher mit Profis zusammengearbeitet: Mit einem Einbrecher und Versicherungen etwa. Das fertige Produkt ist im Laden für 270 Franken erhältlich, oder als Teil eines Sicherheits-Abos, zusammen mit einer Hausratsversicherung.

Julian Stylianou, einer der Köpfe hinter dem neuartigen Konzept, gibt sich selbstbewusst: «Wir übernehmen Verantwortung. Wenn trotz 'Kevin' eingebrochen wird, erstatten wir ein Jahres-Abo zurück.»

Wie kommt das Gerät bei Sicherheitsexperten an?

Gadget und klassische Massnahmen

Der ehemalige Polizist Markus Stauffer beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Prävention von Einbrüchen. Seit Juni 2018 ist er Geschäftsstellenleiter des Vereins Sicheres Wohnen Schweiz (SWS) , ein Zusammenschluss von Profis aus der Sicherheitsbranche und Polizeidienststellen.

Der gestandene Profi ordnet «Kevin» nüchtern ein: «Das Gerät kann wirksam sein». Empfehlen würde er es aber nicht zwingend, schon gar nicht als alleinige Lösung. Er setzt viel mehr auf die drei bewährten Pfeiler: Verhalten, bauliche Massnahmen und elektrische Geräte.

Verhalten

  • Fenster und Türen nie offen lassen
  • Anwesenheit simulieren, etwa mit Licht und Zeitschalter
  • Briefkasten regelmässig leeren, Rasen mähen
  • Sich mit Nachbarn absprechen, bei Abwesenheit eine Wohnung beobachten und Verdächtiges melden

Physische Barrieren

«Ungeschützte Türen oder Fenster kann ein Profi in 15 bis 20 Sekunden öffnen», meint Markus Stauffer. Gelingt das nicht, gibt ein Einbrecher schnell auf.

Es lohnt sich deshalb, in bauliche Massnahmen zu investieren, in sichere Fenster, Türen und Gitter vor dem Kellerschacht.

Elektrische Anlagen

Auf dem Markt sind Alarmanlagen erhältlich, die das Eindringen eines Fremden bemerken und dann im Gebäude Alarm auslösen und eine Zentrale benachrichtigen. Bei den Profis gelten diese Einrichtungen als effizient, vorausgesetzt sie verfügen über ein offizielles Sicherheitszertifikat wie SES (Schweiz), VDS oder BHE (Deutschland).

Besser als gar nichts

Wie bauliche Massnahmen gehen auch Alarmanlagen schnell einmal ins Geld und als Mieter kann man davon häufig nicht profitieren. Für diesen Markt ist «Kevin» gedacht: Es ist nicht die optimale kostspielige Lösung, dafür eine erschwingliche, die mehr bewirkt als gar keine Vorkehrung.

Bevor man viel Geld ausgibt, rät Markus Stauffer jedoch dringend, sich von einer Fachperson beraten zu lassen. Viele Polizeikorps bieten diesen Dienst an, in der Regel kostenlos.

Meistgelesene Artikel