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Erdbeben in Indonesien Mehr als 1200 Menschen sind tot

  • Nach den schweren Erdstössen und einem meterhohen Tsunami steigt die Zahl der Toten auf der indonesischen Insel Sulawesi weiter.
  • Nach einer neuen offiziellen Zwischenbilanz sind mindestens 1234 Menschen ums Leben gekommen. Das gab die Katastrophenschutzbehörde bekannt.
  • Indonesiens Vizepräsident befürchtet Tausende Opfer. Zu einigen der betroffenen Regionen bestehe immer noch kein Kontakt.
  • Weiterhin werden Menschen vermisst, Verschüttete liegen unter Trümmerbergen. Die medizinische Versorgung ist weitestgehend zusammengebrochen.

Die Zahlen über Opfer beziehen sich grösstenteils auf den Küstenort Palu. Die Bezirke Donggala und Sigi seien da noch nicht einbezogen, erklärte Wilem Rampangilei, Leiter des indonesischen Zivilschutzes. Das von den Erdbeben und dem darauf folgenden Tsunami betroffene Gebiet sei zudem deutlich grösser als bisher angenommen, teilten die Behörden mit.

Tausende Tote befürchtet

«Wir hören nichts aus Donggala, was extrem besorgniserregend ist. Mehr als 350’000 Menschen leben dort», erklärte das Rote Kreuz. «Das ist schon jetzt eine Tragödie, aber es könnte noch viel schlimmer werden.»

Indonesiens Vizepräsident Jusuf Kalla sagte, die Zahl der Toten könnte in die Tausende steigen. In den betroffenen Orten leben insgesamt mehr als 600’000 Einwohner. Es kam zu mehreren starken Nachbeben.

Meterhohe Wellen

Der Zivilschutz rechnete mit weiteren Todesopfern unter den Trümmern. Suchtrupps hätten in Palu noch nicht alle Gebäude erreicht. «Wir haben Probleme, schweres Gerät einzusetzen, da viele Zufahrtsstrassen zerstört wurden», erläuterte Rampangilei.

Die Insel war am Freitag von zwei Erdbeben erschüttert worden. Das erste Beben hatte die Stärke 5,9, das nachfolgende die Stärke 7,4. Anschliessend brach eine meterhohe Tsunamiwelle über die Westküste von Sulawesi – eine der grössten indonesischen Inseln – herein.

Die Einsatzkräfte stossen erst nach und nach in die Gebiete weiter im Norden vor, in denen das Zentrum des schlimmsten Bebens von Freitagabend war.

Indonesiens Präsident vor Ort

In der besonders betroffenen Küstenstadt Palu kam es zu gewaltigen Zerstörungen. Tausende von Häusern, Kliniken, Einkaufszentren und Hotels seien eingestürzt, sagte ein Sprecher des indonesischen Katastrophenschutzes. Es sei damit zu rechnen, dass die Zahl der Opfer weiter steigt, wenn Nachrichten aus entlegeneren Gebieten der Insel eintreffen. Indonesiens Präsident Joko Widodo besuchte die Katastrophenregion.

Geologisch aktive Zone

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Indonesien - mit mehr als 260 Millionen Einwohnern einer der bevölkerungsreichsten Staaten - liegt auf dem Pazifischen Feuerring, einer geologisch sehr aktiven Zone. Dort bebt die Erde immer wieder. Auch Vulkanausbrüche sind in Indonesien keine Seltenheit.

Erst im August kamen bei einer Reihe von grösseren Erschütterungen mehr als 500 Menschen auf der Touristeninsel Lombok ums Leben. Palu wurde schon 1927 und 1968 von Tsunamis getroffen.

Am zweiten Weihnachtstag 2004 hatte ein Erdbeben vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra einen Tsunami ausgelöst, in dessen Folge in den östlichen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans zirka 230'000 Menschen starben.

Auch Kommunikations- und Verkehrsverbindungen sind beschädigt. Deshalb wird es möglicherweise noch Tage dauern, bis das genaue Ausmass der Katastrophe klar wird. In Palu wurden auch eine Shopping Mall und eine Moschee schwer beschädigt. Zudem stürzte eine 250 Meter lange Brücke ein.

Am Strand der Stadt befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks zahlreiche Menschen, die ein Stadtfest vorbereiteten. Viele Opfer seien von der Flutwelle überrascht und fortgeschwemmt worden, sagte der Behördensprecher. Manche hätten überlebt, weil sie auf hohen Bäumen Zuflucht suchten. Der Tsunami riss eine Brücke weg. Die wichtigste Autobahnverbindung nach Palu wurde durch einen Erdrutsch abgeschnitten.

Funktionierte das Frühwarnsystem?

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Nach dem Beben und der Welle verschickten die Behörden einen Warnhinweis. Ob die Menschen im abgelegenen Sulawesi aber Zeit hatten zu reagieren, das wissen wir nicht, sagt Südostasien-Korrespondent Lukas Messmer. Möglicherweise habe bereits das Erdbeben das Telefonnetz zerstört.

«Es bleibt eines der schwersten Problemen in Indonesien, wo es immer wieder starke Erdbeben gibt», so Messmer. Wie kann man die Menschen frühzeitig vor einem Tsunami warnen? Nach dieser Katastrophe nehme der Druck auf die Regierung wohl zu, endlich ein funktionierendes Warnsystem aufzubauen.

Hunderte Häftlinge entflohen

Rund um die Stadt kam es zu einem grossen Strom- und Telefonnetzausfall. Der örtliche Flughafen ist nur für Hilfslieferungen geöffnet. Das Beben hatte Schäden am Tower und der Startbahn verursacht.

Aus dem örtlichen Gefängnis entkamen hunderte Häftlinge, nachdem Mauern eingestürzt waren. Die Entflohenen wurden aufgefordert sich zu stellen. Die Regierung habe ihnen dafür ein Ultimatum von einer Woche gesetzt, sagte der für Sicherheit zuständige Minister Wiranto. Nach den 769 Häftlingen zu suchen, habe keine Priorität, weil die Behörden mit den Rettungsarbeiten nach dem Erdbeben und dem Tsunami vom Freitag ausgelastet seien.

Schweiz ist bereits startklar

Indonesien hat nach der Tsunami-Katastrophe um internationale Hilfe gebeten. Präsident Joko Widodo bat die Investitionsbehörde des Landes, die Hilfe zu koordinieren. Dies teilte der Chef der Behörde, Thomas Lembong, in der Hauptstadt Jakarta mit.

Zuvor hatten schon zahlreiche Staaten, darunter auch die Schweiz und internationale Organisationen, Hilfsangebote gemacht. Nach Angaben des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) haben die indonesischen Behörden das Hilfsangebot angenommen.

Glückskette sammelt für Indonesien

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Eine Flüchtlingsfrau hat ihren unterernährten 3 Monate alten Säugling auf dem Arm
Legende: keystone

Nach der Tsunami- und Erdbeben-Katastrophe in Indonesien wächst das Chaos. Die betroffenen Menschen haben alles verloren. Sie brauchen dringend Wasser, Essen, medizinische Versorgung und Unterkünfte. Die Glückskette sammelt deshalb weiter Geld. Spenden können auf das Postkonto 10-15000-6 mit dem Vermerk «Tsunami Indonesien» überwiesen werden. Auf www.glueckskette.ch sind ebenfalls Spenden möglich.

Von Zürich aus werden sieben Schweizer Experten aus den Bereichen Medizin, Trinkwasser, Bau und Logistik nach Indonesien aufbrechen. Laut Aussendepartement EDA werden sie abklären, welche Unterstützung am dringendsten benötigt wird. Gleichzeitig unterstützt das Team im medizinischen Bereich, in der Trinkwasserqualität und in den Abklärungen der Baustatik betroffener Gebäude die indonesischen Behörden.

Unter den Todesopfern sind nach Kenntnis des EDA in Bern keine Schweizer. Die Vertretung in Jakarta steht mit den angemeldeten Schweizer Bürgern in Indonesien in Kontakt.

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