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Fake-News auf Youtube «Youtube betreibt lediglich eine willkürliche Löschpolitik»

Weltweit 80 Organisationen, die sich den medialen Faktenchecks widmen, werfen Youtube in einem offenen Brief vor, viel zu wenig gegen Falschinformationen zu tun. Was getan werden müsste, erklärt David Schraven vom deutschen Recherche-Projekt Correctiv.

David Schraven

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David Schraven ist Gründer von Correctiv.org , einem stiftungsfinanzierten Journalismusprojekt in Deutschland, das sich der Recherche und dem Faktencheck widmet.

SRF News: Was genau werfen Sie der Videoplattform Youtube in dem offenen Brief vor?

David Schraven: Youtube hat während der Pandemie zwar erkannt, dass es ein Problem mit Fake-News gibt, doch die Plattform hat keine effektiven Massnahmen dagegen ergriffen. Sie betreibt lediglich eine willkürliche Löschpolitik auf Basis ihrer Richtlinien. Doch diese sind nur schwer durchschaubar, und vor allem löst die Massnahme das Problem nicht.

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Sie schreiben, Youtube sei einer der wichtigsten Kanäle für Desinformation. Ist das nicht ein wenig übertrieben?

Wir haben uns dabei noch sehr vorsichtig geäussert. Laut unseren Erhebungen stammen 45 bis 50 Prozent der Falschmeldungen ursprünglich von Youtube. Diese werden dann über andere Kanäle wie Telegram oder über Links weiterverbreitet. Es sind Videos, in denen ein Mensch mehr oder weniger gut aufbereiteten Unfug erzählt.

45 bist 50 Prozent der Falschmeldungen stammen ursprünglich von Youtube.
Autor:

Laut I hren Erhebungen gibt es Verschwörungsgruppen, die international zusammenarbeiten. Was haben Sie genau beobachtet?

Da wird irgendein Quatsch per Video verbreitet und weitererzählt. Ich denke etwa an das Pferde-Wurmmittel, das auch gegen Covid helfen soll. Das fängt in einem Land als Narrativ an und wird dann weltweit weiterverbreitet.

Der Unsinn wird in anderen Sprachen, Kanälen oder Videos weiterverbreitet.
Autor:

Wenn man zu solchen Fake-News nicht die richtigen Informationen direkt dazustellt oder sie damit verknüpft, dann führt das Löschen des Ursprungsvideos nicht dazu, dass die Falschmeldung verschwindet – sondern der Unsinn wird einfach in anderen Sprachen, Kanälen oder Videos weiterverbreitet.

Ihre Forderungen an Youtube beinhalten quasi einen Fahrplan, um Falschmeldungen in den Griff zu bekommen. Welche sind die wichtigsten Punkte?

Zunächst muss die Policy des Löschens geändert werden. Aus der Forschung ist nachgewiesen, dass Fake-News so nicht unterbunden werden können. Vielmehr muss in der Youtube-Struktur die Möglichkeit geschaffen werden, dass Faktencheck-Videos direkt mit Falschmeldungs-Videos verknüpft werden können – an jener Position im Ursprungsvideo, wo die Falschmeldung auftaucht.

Auch die Algorithmen müssen geändert werden.
Autor:

Zudem müssen Fake-News-Videos entsprechend gekennzeichnet werden. Vor allem aber müssen die Algorithmen so geändert werden, dass die Leute nicht immer tiefer in den Kaninchenbau der Falschinformationen hineingelockt werden. Weiter müssen die Verbreitungswege der Videos transparent gemacht werden und Wiederholungstäter müssen mit Konsequenzen rechnen – etwa, was ihre Vermarktbarkeit angeht. Sie sollen damit also kein Geld mehr verdienen können.

Youtube sucht das Gespräch

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Youtube hat auf den offenen Brief der weltweit 80 Faktencheck-Organisationen reagiert. «Youtube will Gesprächsrunden mit den Faktencheck-Organisationen initiieren», sagt Schraven. Er freue sich darauf und werde sich gerne daran beteiligen. «Aber wir werden uns nicht einwickeln lassen!», betont er. Die Wissenschaft habe untersucht, welche Lösungsansätze etwas bringen könnten – und diese müssten jetzt auch angewendet werden.

Sie als Faktencheck-Organisation versuchen, mit Youtube zusammenzuarbeiten. Wie funktioniert das?

Richtig schlecht. Derzeit sind unsere Faktenchecks auf Youtube bloss als Texte zu finden – doch wer sucht schon Texte auf einer Video-Plattform? Wir wissen, dass das nichts bringt – und Youtube weiss es auch. Es ist eine reine Feigenblatt-Politik der Plattform, um gegenüber den Regulierungsbehörden darauf verweisen zu können. Das muss geändert werden: Wir haben ein echtes Problem, welches eine echte Lösung braucht.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

SRF 4 News aktuell, 31.01.2022, 07:50 Uhr ; 

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