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Hoffen und Bangen in der Transitzone
Aus Echo der Zeit vom 26.10.2018. Bild: Christoph Brunner
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Flüchtlinge in Transit-Zone In der Schweiz und doch nicht hier

Sie ist ein Zwischenbereich, die Transit-Zone des Flughafens Zürich – man nennt sie auch «Niemandsland», zwar in der Schweiz, aber offiziell nicht auf Schweizer Boden.

Transit-Passagiere, die einige Stunden bis zu ihrem Anschlussflug überbrücken müssen, halten sich hier auf. Sie verweilen in der gemütlichen Lounge der Swiss, trinken einen Kaffee oder übernachten im Transit-Hotel – und sind nach ein paar Stunden wieder fort. Mustafa Mamay dagegen ist schon anderthalb Monate hier. In die Swiss Lounge und ins Hotel darf er nicht, für einen Kaffee fehlt ihm das Geld.

«Ich kann mich in der Transit-Zone frei bewegen, auch auf die Besucherterrasse», sagt Mustafa Mamay. Aber er fühle sich trotzdem wie im Gefängnis. Und vor dem Gefängnis ist Mustafa geflohen.

Insgesamt 15 Kurden in der Transit-Zone

Der kurdische Journalist fühlte sich in der Türkei nicht mehr sicher. Er wird beschuldigt, Mitglied einer Terror-Organisation zu sein, weil er sich für pro-kurdische Parteien engagiert hat.

Deshalb floh er über Südafrika in die Schweiz und beantragte am Flughafen Zürich Asyl. Seither wartet er mit 14 anderen Kurden, darunter eine Familie mit drei Kindern. Sie leben alle in der Transit-Asylunterkunft des Bundes, die Platz für fast 60 Personen bietet.

«Der Tag in der Transit-Zone ist sehr eintönig», erzählt Mamay. «Die Kinder haben zwar ein paar Spielsachen zur Verfügung, aber sie vermissen das Spielen im Freien.» Für die Kinder sei es besonders schwierig.

Zur Verfügung gestelltes Spielzeug für die Kinder.
Legende: Zur Verfügung gestelltes Spielzeug für die Kinder. SRF

Familien mit Kindern wochenlang im Transit-Bereich eines Flughafens, das seien unhaltbare Zustände, kritisiert die Schweizerische Flüchtlingshilfe heute.

Niemand ist eingesperrt

Diesen Vorwurf weist Lukas Rieder vom Staatssekretariat für Migration (SEM) zurück. Er betont, die Lebensbedingungen der Asylsuchenden auf dem Flughafen würden regelmässig von unabhängigen Kommissionen überprüft, zum Beispiel vom UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge.

Niemand werde hier eingesperrt. «Niemand zweifelt daran, dass ist kein Hotel hier», so Rieder. «Auf der anderen Seite: Es ist ein Transitbereich mit Unterbringungsmöglichkeiten. Das heisst Männer, Frauen und Familien werden alle getrennt voneinander untergebracht.»

Es gebe verschiedene Möglichkeiten sich zu beschäftigen: Ein Nähatelier, einen Fernseher mit Playstation, verschiedene Spielzeuge, die man nutzen könne. «Man kann sich im Transit völlig frei bewegen, es gibt keine Securitas, keine Polizei. Das einzige das nicht erlaubt ist, ist in die Schweiz einzureisen.»

Behandelt nach Flughafenverfahren

Warum aber werden die Asylsuchenden überhaupt im Transit-Bereich untergebracht – und nicht in einer Unterkunft ausserhalb des Flughafens wie andere Asylsuchende?

«Der entscheidende Punkt ist: Diese Leute sind nicht in die Schweiz eingereist», sagt Rieder dazu. «Diese Leute sind bis an die Grenze gekommen, haben keine Einreisebewilligung oder kein Visum gehabt, und haben dann nach Asyl gefragt. Das Gesetz sieht vor, dass Leute die am Flughafen nach Asyl bitten, nach dem sogenannten Flughafenverfahren auch am Flughafen behandelt werden.»

Dauert das Asylverfahren länger als 60 Tage, zum Beispiel wegen eines Rekurses gegen einen negativen Entscheid, dann werden die Asylsuchenden in eine Unterkunft ausserhalb des Flughafens verlegt. Gerade heute konnten wieder zwei kurdische Familien den Transit-Bereich verlassen.

Das freut Mustafa Mamay, der über das soziale Netzwerk seit Tagen auf die Situation der Familien aufmerksam macht. Wie lange er selbst noch hierbleiben muss, weiss er nicht. Die Schweiz ist nicht auf sein Asylgesuch eingetreten – dagegen hat er Beschwerde eingelegt.

Transit-Zone.
Legende: Der Weg in die Ferien, oder aber Wartezimmer für 60 Asylsuchende. SRF

Seine grösste Angst ist, dass er zurück nach Südafrika geschafft wird und von dort zurück in die Türkei. Dort drohe er im Gefängnis zu landen, vielleicht sei sogar sein Leben in Gefahr.

Mustafa Mamays grösster Wunsch: In Freiheit zu leben, in Sicherheit, ohne Angst vor Repression. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als weiter zu hoffen, im Flughafen-Transit, im Niemandsland, der Schweiz so nah und doch nicht hier.

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