- Forscher in den USA haben etwas versucht, das bisher als nicht möglich galt: Sie haben komplette Gehirne von Schweinen erst aus den Schädeln der toten Tiere herausgelöst, und dann mit künstlichem Blut versorgt.
- Die Gehirne zeigten zumindest leichte Anzeichen von Aktivität.
- Das könnte ethische Debatten neu beleben.
Unser Gehirn ist ein empfindliches Organ und stellt seine Arbeit schnell ein, wenn es nicht mehr mit ausreichend Blut, also mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Der Verfall, das Sterben der Zellen, kommt rasch. Nicht zuletzt deshalb ist zum Beispiel ein Hirnschlag schnell fatal. Und es ist darum schwer, Gehirne im Labor zu untersuchen.
Spezielle Flüssigkeit durch Hirn gepumpt
Nenad Sestan und seine Kollegen an der Yale School of Medicine haben nun versucht, dieses Problem technisch zu lösen. Sie entwickelten eine Flüssigkeit, die wie Blut Nährstoffe und Sauerstoff transportieren kann.
Es handelt sich um eine Art ausgeklügelte Pumpe, die die Flüssigkeit durch das Schweinegehirn pumpt. So konnten sie den Verfall der Gehirne künstlich aufhalten, sagen sie. Bei einzelnen Hirnzellen hätten sie Aktivität festgestellt. Zu keinem Zeitpunkt aber hätten sie die Art von organisierter Hirnaktivität gemessen, die ein lebendes Gehirn kennzeichnet.
Die Resultate polarisieren
Wissenschaftlich betrachtet ist die technische Leistung der US-Forscher interessant. Dass Hirnzellen aktiv bleiben können, auch wenn um sie herum kein intakter Körper mehr lebt, überrascht Fachleute hingegen nicht.
Bei Forschern, die an der Studie nicht beteiligt waren, fallen die Reaktionen sehr unterschiedlich aus. Während die einen überlegen, ob sich diese Technik irgendwann auf den Menschen übertragen liesse, fürchten die anderen, die Studie könnte die ethische Debatte um die Frage, «ab wann gilt ein Hirn als tot?», auf unglückliche Art neu befeuern.