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Gängige Mythen Die sieben grössten Irrtümer bei Kälte

Die nächsten Tage wird es bitterkalt: Was Sie über Kälte im Alltag wissen müssen, ohne aufs Glatteis zu geraten.

1. Schnee fällt nur bei Temperaturen unter null Grad

Schneemann.
Legende: Nasser Schnee lässt sich gut formen – wer also einen Schneemann bauen will, sollte das nicht bei zu tiefen Temperaturen versuchen, denn je kälter es ist, desto weniger klebt der Schnee zusammen. Keystone

Stimmt nicht. Bei positiven Temperaturen besteht der Schnee aus grösseren Flocken und ist nass. Auch bei Temperaturen knapp über 0 Grad schmelzen Schneeflocken nicht sofort, weil der Schmelzvorgang ihrer näheren Umgebung Wärme entzieht. Je trockener die Luft ist, desto langsamer schmelzen die Flocken.

2. Winterpneus sind obligatorisch

Ein Winterreifen im Schnee.
Legende: Jetzt bitte noch nicht die Sommerreifen montieren. Als praxisnahe Faust­regel gilt: «von O bis O» – von Oktober bis Ostern die Winterreifen, von Ostern bis Oktober die Sommerreifen. Colourbox

Die Schweiz kennt keine Winterreifenpflicht. Empfohlen wird der Gebrauch von Winterpneus unter einer Temperatur von rund sieben Grad. Vorgeschrieben ist lediglich eine Mindestprofiltiefe von 1.6 Millimetern.

Verursacht man aber im Winter mit den Sommerreifen einen Unfall, kann man zur Verantwortung gezogen werden. Möglich sind eine Busse oder sogar eine Freiheitsstrafe. Dies wegen grober Fahrlässigkeit – beziehungsweise dem Benutzen eines nicht-betriebssicheren Fahrzeuges.

3. Bei Kälte gehen Handy & Co. kaputt

Selfie im Schnee.
Legende: Akkus sollten bei allen Geräten erst bei Raumtemperatur wieder aufgeladen werden. Geräte mit Festplatten (Laptops und ältere Modelle von MP3-Playern) gehören zu den Geräten, die unter Umständen dauerhaften Schaden nehmen können, wenn sie in zu grosser Kälte betrieben werden. Hier gilt auch: Erst wieder bei Raumtemperatur in Betrieb nehmen. imago images

Die meisten elektronischen Geräte halten Kälte problemlos aus. Es kann allerdings sein, dass sie nicht mehr so zuverlässig arbeiten: Die Akkuleistung nimmt ab oder das Display wird unleserlich. Diese Störungen sind allerdings nicht permanent.

Generell sind aber grosse Temperaturschwankungen nicht ideal. Wie bei Brillengläsern kann sich auch auf Geräten ein Feuchtigkeitsfilm bilden, wenn sie aus grosser Kälte direkt in einen warmen Raum gebracht werden.

4. Man wird eher krank, wenn es draussen kalt ist

Frau mit Maske in der Kälte.
Legende: imago images

Das stimmt nicht ganz. Kälte allein macht nicht unbedingt krank – irrelevant sind die Temperaturen aber nicht. Denn Viren – dies gilt für Grippeviren genauso wie für SARS-CoV-2 – überleben länger, je trockener und kälter es ist.

Zudem sind die oberen Atemwege bei kalter Luft anfälliger. So wird beispielsweise der Abwehrmechanismus der Flimmerhärchen durch Kälte und trockene Luft beeinträchtigt. Zusätzlich wird die Abwehr heruntergefahren, wenn der Körper auskühlt.

5. Am besten lässt man beim Kratzen schon den Motor laufen

Eis kratzen.
Legende: Enteisen mit heissem Wasser ist heikel. Autohersteller raten davon ab. Der starke Temperaturwechsel kann zu Spannungsrissen in der Scheibe führen. Am sichersten bleiben die Eiskratzer aus Kunststoff. imago images

Aufgepasst! Unnötiges Warmlaufen des Motors bei stehenden Fahrzeugen ist verboten. Wer erwischt wird, muss mit einer Busse von 60 Franken rechnen. Zudem reicht es nicht, auf der Front- und Rückscheibe ein Guckloch freizukratzen. Wer so herumfährt, riskiert ebenfalls eine Busse – und obendrein noch einen Führerscheinentzug.

Auch Autodach, Motorhaube und Heck- sowie Kofferraumklappe müssen vor der Fahrt vom Schnee befreit werden. Denn der herunterfallende Schnee kann nachfolgende Autofahrer behindern, wenn nicht gar gefährden.

6. Wenn ein kalter Wind geht, ist es die Bise

Eine Frau auf einer vereisten Bank.
Legende: Keystone

Nein, der Begriff Bise bezeichnet den Nordostwind im Mittelland. Der Wind weht meist im Genferseeraum am stärksten. Umgangssprachlich – und zum Ärger von Meteorologen – wird in der Schweiz aber auch oft jeder kühle Wind als «Bise» bezeichnet. Im Winter typisch bei Bise ist die Hochnebeldecke über dem Flachland und der strahlende Sonnenschein in den Bergen.

7. Im Winter sterben die Zecken

Eine Zecke auf der Haut.
Legende: In milden Wintern muss man sich vor den Krabbeltieren in Acht nehmen, denn ihre Lebensgeister erwachen schon ab sieben Grad. Colourbox

Wird es kalt oder sogar eisig, verfallen Zecken in eine Starre und überleben so den Winter – nur bei längerfristigen Temperaturen unter minus zwanzig Grad können Zecken sterben.

Zecken suchen sich jedoch die idealen Plätze zum Überwintern: Gut bedeckt von feuchtem Laub und Nadeln fühlen sie sich im Winter wohl, denn hier finden sie die für sie überlebenswichtige hohe Luftfeuchtigkeit und sind zudem gleichzeitig vor extremen Witterungsbedingungen und Fressfeinden geschützt.

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Dieser Artikel wurde erstmals vor gut drei Jahren bei SRF News publiziert. Er wurde nun aktualisiert und erneut veröffentlicht.

Meteo 11.02.2021, 12.55 Uhr ; 

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