Zum Inhalt springen

Galileo teilweise ausgefallen Europas Satelliten-Navigationssystem mit Problemen

Das GPS-Konkurrenzsystem läuft zwar erst im Versuchsbetrieb. Trotzdem ist die neuste Panne schwerwiegend.

Störungen bei Galileo: Schon seit drei Tagen kämpft das europäische Satelliten-Navigationssystem Galileo – das Pendant zum US-System GPS – mit massiven technischen Problemen. Offenbar betrifft die Störung das Boden-Kontrollzentrum, wodurch die Navigationsmöglichkeiten beeinträchtigt sind. Nicht betroffen von der Panne ist der Such- und Rettungsdienst, mit dem Menschen in Notlagen aufgespürt werden können, wie die zuständige EU-Agentur GSA mitteilte.

Noch nicht voll funktionsfähig: Das Galileo-System befindet sich noch im Aufbau. «In der Pilotphase können solche Störungen und Unterbrüche durchaus auftreten», sagt dazu Johann Richard, der beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) für die Satelliten-Navigation zuständig ist. An Galileo ist auch die Schweiz beteiligt. Galileo wird deshalb beispielsweise in Smartphones erst als Ergänzung zum GPS-System der Amerikaner eingesetzt. Auch seien nur die neusten Generationen Smartphones mit einem Galileo-fähigen Chip ausgerüstet, so Richard. Allerdings werde deren Einbau in die Geräte zunehmend Standard.

Links zum Thema

Immer wieder Verzögerungen: Schon seit Beginn des Galileo-Projekts kam es immer wieder zu Rückschlägen. So ging das System 2016 mit fünf Jahren Verspätung in den Versuchsbetrieb. Die Gründe ortet Richard in der Komplexität von Galileo. «Auch das amerikanische GPS-System hatte bei der Einführung ab Mitte der 1980er-Jahre mit massiven Verzögerungen zu kämpfen», sagt er. Die noch bis Ende 2020 laufende Pilotphase werde deshalb dazu genutzt, Galileo auf «Kinderkrankheiten abzutasten» und diese zu beheben. Noch fehlen in der Umlaufbahn um die Erde vier der dereinst insgesamt 30 Satelliten. Erst wenn diese im Orbit sind, geht Galileo offiziell in Betrieb.

Galileo ist sicherer als GPS: Im Unterschied zum US-Navigationssystem GPS ist Galileo ein ziviles System. Es kann also beispielsweise in einem Konfliktfall nicht für militärisch-taktische Zwecke benutzt werden, wie das bei GPS bereits der Fall war. Zudem ist Galileo «deutlich präziser als GPS in der heutigen Generation», sagt Richard. Auch sei die Verlässlichkeit und Sicherheit der Signale viel fälschungs- und störungssicherer als jene beim GPS-System. Der Mann vom SBFI zeigt sich zuversichtlich, dass das Galileo-System Ende 2020 seinen zuverlässigen und sicheren Betrieb offiziell wird aufnehmen können.

Schlecht fürs Image von Galileo

Box aufklappen Box zuklappen

SRF-Wissenschaftsredaktor Christian von Burg nennt die neuste Panne von Galileo ein «PR-Desaster», das «wirklich schlecht» sei fürs Image der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. Schliesslich wollten sich die Europäer gegenüber den USA – sowie gegenüber China und Russland, die alle eigene Satelliten-Navigationssysteme betreiben oder im Aufbauen begriffen sind – positionieren. Allerdings: «Die Hoffnung ist gross, dass man bei Galileo alles wieder in den Griff bekommt», sagt von Burg.

Meistgelesene Artikel