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Gesundheit Pandemie schlägt auf Kinderaugen

Mehr am Bildschirm statt draussen: Die Zahl kurzsichtiger Kinder ist in der Pandemie auch in der Schweiz angestiegen.

Wie sehr schadet die Corona-Krise den Augen von Kindern? Sehr. Das zeigt eine repräsentative Studie aus China. Seit Corona gibt es dort deutlich mehr Kurzsichtigkeit bei Kindern, denn sie verbrachten im Lockdown mehr Zeit drinnen und am Bildschirm.

Auch in der Schweiz machen Augenärztinnen und Ärzte ungute Beobachtungen. Zum Beispiel im Tessin. «Wir verzeichnen mehr Fälle von kurzsichtigen Kindern, erklärt Lorenz Franscini, Präsident der Tessiner Sektion der Gesellschaft für Augenheilkunde. Besonders stark sei die Zunahme bei kleinen Kindern zwischen sechs und acht Jahren.

Bei Kindern zwischen sechs und acht ist die Zunahme besonders stark.
Autor: Lorenzo Franscini Augenarzt

Zu nah am Schirm

«Das macht uns Sorgen», sagt Franscini mit Blick auf die Folgeerkrankungen, welche die Kurzsichtigkeit mit sich bringen können, wie zum Beispiel eine Netzhautablösung.

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb jemand kurzsichtig werden kann: Die erbliche Veranlagung zum Beispiel, aber auch der Abstand, der zum Handy oder Tablet eingehalten wird. Für Kinder etwa wären da 40 Zentimeter angesagt.

Zu selten draussen an der Sonne

Das gerade jetzt so viele Kinder kurzsichtig werden, hat auch damit zu tun, dass sie zu wenig Zeit draussen verbringen, wie Franscini ergänzt. Denn mit dem Sonnenlicht wird Dopamin in der Netzhaut freigesetzt. Dies führt dazu, dass der Augapfel nicht zu stark wächst. Bei Kurzsichtigkeit ist der Augapfel zu stark gewachsen.

Im letzten Jahr verbrachten die Kinder wegen der Corona-Krise noch mehr Zeit drinnen an ihren Geräten. Das schlägt ihnen auf die Augen.

Ratschlag: die «20-20-2-Regel»

Davon ist auch Kristof Vandekerckhove überzeugt, Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Augenheilkunde, auch wenn für die Schweiz und Europa noch repräsentative Studien fehlen würden: «Es gibt schon klare Hinweise, dass der Lockdown und andere Covid-19-Massnahmen die Zunahme von Kurzsichtigkeit weltweit noch beschleunigt haben.»

Egal ob die Kinder in der Stadt oder auf dem Land wohnen – Fachleute raten zur sogenannten «20-20-2-Regel», die Folgendes besagt: Nach 20 Minuten Lesen oder Gamen immer eine Pause von 20 Sekunden einlegen und in die Ferne schauen – und mindestens zwei Stunden pro Tag draussen verbringen.

Nationale Studien fehlen noch

Wie viele Kinder in der Schweiz kurzsichtig sind oder es bereits vor der Corona-Krise waren, weiss man nicht. Das Fehlen nationaler Studien bedauern Fachleute.

Die Pandemie hat aber auch in der Schweiz dazu geführt, dass noch mehr Kinder kurzsichtig werden. Wenn auch nicht im Ausmass von anderen Ländern, da der Lockdown in der Schweiz kürzer war, die Schulen nur im letzten Frühling geschlossen hatten und keine generellen Ausgangssperren bestanden.

HeuteMorgen, 09.04.2021, 06:12 Uhr

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