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Gesundheitliche Belastung Mehr Vorsicht beim Kopfball-Training von Jugendlichen

Eine englische Studie bestätigt die Gesundheitsgefahr für Spitzensportler. Deshalb soll im Training weniger «geköpfelt» werden.

Seit dieser Saison dürfen Fussballprofis in England nur noch maximal zehn Kopfbälle mit höherer Intensität pro Training machen. Das betrifft etwa Pässe aus mehr als 35 Metern, Freistösse und Eckbälle.

In der Schweiz wird die Entwicklung mit Interesse zur Kenntnis genommen. Hier gebe es kein Limit im Training, sagt Pierre-Etienne Fournier, Teamarzt der Männer-Nationalmannschaft. Doch keiner der Fussballer mache mehr als zehn Kopfbälle, sagt er.

Studie zeigt Gefahr auf

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Zu viele Kopfbälle können nach der Fussballkarriere zu neurologischen Erkrankungen führen. Eine neue Studie der Universität Glasgow , die mit 7000 Fussball-Profis durchgeführt wurde, zeigt: Die Fussballer haben ein doppelt so hohes Risiko, später an Parkinson zu erkranken. Sogar fünfmal höher ist das Risiko für einen Fussballer, im Alter an Demenz zu leiden.

Im Wettkampf jedoch lassen sich Kopfbälle oder Zusammenstösse nicht vermeiden. Dem ist sich der Teamarzt durchaus bewusst. Trotzdem ist er der Meinung, dass ganz normales Kopfballspiel nicht per se gefährlich ist. «Wenn der Spieler den Ball sieht und sich darauf vorbereiten kann, ist ein Kopfball durchaus möglich», sagt Fournier.

Möglichst wenig Kopfbälle

Eine gute Technik ist also wichtig. Entscheidend sind aber vor allem weniger Intensität und Häufigkeit im Training. Dadurch sollen Risiken und Langzeitfolgen minimiert werden. Nicht nur bei den Profis – bereits im Juniorenalter ist eine gute und altersgerechte Ausbildung notwendig.

Deshalb empfiehlt der Schweizerische Fussballverband, dass im Kinderfussball ganz auf das Kopfballspiel verzichtet wird, es bei Juniorinnen und Junioren bis 14 Jahre nur leichtere Kopfball-Übungen gibt und generell die Grösse und das Gewicht des Balls dem Alter entsprechend angepasst werden. Das sei der richtige Weg, um mit weniger Risiko das Kopfballspiel zu lernen, ist Fournier überzeugt.

Bei Kindern besonders vorsichtig

Auch die Trainer sind sensibilisiert: Pascal Furgler von den Berner Young Boys arbeitet im Nachwuchsbereich und ist für ein altersgerechtes Kopfballtraining zuständig. Bei YB werden Kopfbälle erst bei den älteren Jahrgängen ab der U15 intensiviert. «Wir üben eine Bewegung über mehrere Trainings über mehrere Wochen ein – um die Gesundheit der Spieler nicht zu gefährden.»

Zudem sei gerade im Juniorenbereich ein regelmässiger und offener Austausch mit Spielern und Eltern wichtig, betont Furgler. Denn: «Auch bei Eltern ist das ein Thema und sie sprechen uns immer wieder darauf an.» Doch man befinde sich auf gutem Weg und arbeite beispielsweise eng mit Physiotherapeuten zusammen.

Der Fussballverband geht auf diesem Weg voran – und als Arzt gibt Pierre-Etienne Fournier die Richtung vor: Es brauche mehr Studien und Untersuchungen. «Wir müssen bereit sein, um die Regeln für die Junioren zu ändern und das Training anzupassen.» Denn: Weniger ist manchmal mehr. Im Fall von Kopfbällen ganz bestimmt.

SRF 4 News, Rendez-vous vom 13.10.2021, 12:30 Uhr

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