«An diesen Hackdays wollen wir Leute aus unterschiedlichen Schichten und Berufen während zwei Tagen tüfteln lassen, mit dem Ziel, Lösungen für Probleme der Landwirtschaft zu finden», sagt Urs Podzorski vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, wo der Anlass am Wochenende stattfand.
Mit «Hack» ist eine kreative Lösung gemeint, die funktioniert, aber noch nicht perfekt ist. Elf Teams haben sich vergangenes Wochenende zusammengefunden und suchten dann nach einem «Hack». Dafür haben sie vom Freitagmorgen bis Samstagmittag Zeit.
Künstliche Intelligenz und GPS
Probleme gibt es in der Landwirtschaft zuhauf, einige davon wurden an den Hackdays zu Lösung ausgeschrieben: Wie bringt man Bäuerinnen und Bauern zu mehr Biodiversität? Wie lässt sich der administrative Aufwand in der Landwirtschaft verringern? Wie findet eine Bäuerin einen Abnehmer für ihre Gülle, die sie auf dem eigenen Hof nicht braucht? Und: Wie kann ein Betrieb berechnen, ob eine Kuh noch rentiert?
Um letzteres Problem kümmert sich ein Vierer-Team: Eine Agronomin und ein Agronom, ein Mathematiker und eine Astrophysikerin. Intensiv diskutieren sie, welche Daten es für eine Prognose zur Rentabilität braucht – etwa die Milchleistung der Kuh, die Anzahl Laktationen, die Ausgaben für den Tierarzt und die Besamung. Aufgrund solcher Angaben soll die App mithilfe von Verfahren aus der künstlichen Intelligenz berechnen können, wie viel Geld eine Kuh dem Bauern in Zukunft noch bringen wird.
Und was macht eine Landwirtin, die auf tausenden Litern Gülle sitzen bleibt, weil sie viele Tiere hält? Die Lösung: Eine Webseite, die zwischen Anbietern von Dünger und Abnehmern vermittelt, eine Art Tinder für Dünger also.
Ein anderes Team wiederum will den Bauern das Ausfüllen von Formularen abnehmen, denn Landwirte sind verpflichtet, in Journalen ihre Arbeit und den Aufenthaltsort der Tiere zu dokumentieren. Die Lösung: Ein GPS-Sender, am Traktor montiert oder von einem Tier getragen. Eine Software schliesst aus den GPS-Angaben, welche Arbeit der Bauer gerade verrichtet und wo sich seine Tiere aufhalten.
Daten und Diversität
Für viele Lösungen braucht es Daten. «Bei der Vorbereitung des heutigen Anlasses haben wir festgestellt, dass das Portal Open Data Swiss des Bundes über 400 Datensätze zu landwirtschaftlichen Themen frei zur Verfügung stellt», erzählt Mitorganisator Oleg Lavrovsky vom Verein Open Data, der regelmässig ähnliche Veranstaltungen organisiert. Er zeigt auf ein Kästchen, das vor ihm auf dem Tisch steht, ein Speicher mit Netzwerkanschluss: Mehrere Terabyte an Daten seien darauf abgelegt, die den Teams zur Verfügung stehen.
Oleg Lavrovsky setzt sich im Verein OpenData für einen reibungslosen Zugang zu diesen Daten ein, die im öffentlichen Interesse sind. «Es geht nicht um personenbezogene Daten, sondern zum Beispiel um Chemie oder Biologie, Angaben zu Produkten etwa», betont er.
Ein weiterer Faktor für einen erfolgreichen Hackathon: die Vielseitigkeit der Teilnehmenden. «Man braucht bei uns keinen grossen IT-Hintergrund, man kann auch auf andere Weise bei der Recherche helfen. Jeder soll hier mitmachen können und das einfach einmal ausprobieren», sagt Andrea Allemann von OpenData.
Die Resultate zeigen, dass das Konzept funktioniert. Was die Teams in der Schlusspräsentation zeigten, beeindruckt. Die Webseite zur Vermittlung von Dünger funktioniert, genauso wie eine Webseite, auf der Tiere mit einem GPS getrackt werden.