Sie machen den Spagat oder ziehen sich möglichst schnell um: Auf Youtube finden sich massenhaft Videos von kleinen Mädchen. Eigentlich harmlos. Und doch geben sie sich so dem Blick von Pädophilen preis. Wie Kommentare darunter zeigen.
Die pädophilen Kommentare erscheinen oft bei Videos mit Millionen Klicks. Diese bekämen sie wohl, weil sie in Pädophilen-Netzwerken geteilt würden, erklärt «Internet-Detektiv» Andreas Gysler. So erlangten die vermeintlich harmlosen Videos eine gewaltige Popularität. Gysler fahndet mit seiner Firma Zulu 5 im Auftrag von Kunden nach unvorteilhaften Werbe-Platzierungen neben Gewalt- und Pornographie-Inhalten.
Halbherzige Reaktion von Youtube
Zwar hat Youtube mittlerweile reagiert und bei hunderttausenden Videos die Kommentare deaktiviert. Und dennoch zeigen Recherchen von «10vor10»: Pädophile Einträge finden sich weiterhin. Auf Russisch, Schwedisch oder Arabisch. Offenbar versagen die Prüfungs-Mechanismen hier. Doch Youtube-Besitzerin Google geht auf konkrete Fragen von «10vor10» nicht ein. Und antwortet lediglich mit einem schriftlichen Hinweis auf die Anstrengungen zur Durchsetzung der eigenen Richtlinien.
Bei Google setzen sich verschiedene Teams mit Inhalten auseinander, die möglicherweise gegen unsere Richtlinien verstossen. Wir werden diese Teams weiter ausbauen, ab dem kommenden Jahr auf über 10'000 Personen weltweit.
Youtube tue immer nur das Nötigste, sagt «Internet-Detektiv» Andreas Gysler dazu. Auch, weil Besitzerin Google ein gewinnorientierter Konzern sei. «Das primäre Ziel ist der Verkauf von Video-Inventar und dessen Bestückung mit Werbung und nicht das Löschen von Kommentaren.» Für Letzteres brauche es zuweilen einen gewissen Druck.
Kommentare können der Polizei gemeldet werden
Dabei stünde Youtube selbst in der Verantwortung, jedes heikle Video zu sichten und Kommentare zu entfernen, meint Digital-Experte Philippe Wampfler. «Im Grunde ist Youtube genauso wie Facebook nicht einfach eine Plattform, sondern ein Medienplayer, eine journalistische Institution. Da müsste auch eine Redaktion für die Entscheidungen Verantwortung übernehmen.» Doch das fehle im Moment.
Doch wer steht in der Verantwortung, die Kommentare zu ahnden und wie können Kinder geschützt werden? Kommentare könnten der Polizei gemeldet werden, sagt die Geschäftsleiterin der Stiftung Kinderschutz Schweiz, Xenia Schlegel. Um die Kinder zu schützen, müsse man bei den Eltern ansetzen. Ihnen müsse bewusst sein, dass sich Videos, die sie oder ihre Kinder online stellen, weltweit verbreiten können.