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Hartnäckiges Stottern – Hilfe nur im Ausland
Aus Puls vom 12.11.2018.
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Hartnäckiges Stottern Hilfe für Härtefälle gibt es nur im Ausland

Für Kinder, die trotz jahrelanger Therapie nicht stotterfrei werden, gibt es nun Hoffnung. Allerdings nur im Ausland.

Viele Eltern erschrecken, wenn ihr Kind plötzlich holprig zu sprechen beginnt oder beim Erzählen immer wieder hängen bleibt. Grundsätzlich ist das nichts Ungewöhnliches, denn rund fünf Prozent der Kinder stottern. Schweizweit sind zwischen 80'000 und 100'000 Menschen betroffen.

Reagieren sollte man, wenn die Sprech-Unflüssigkeiten über eine längere Zeitspanne, also über mehrere Monate auffallen. Je früher man das Stottern abklärt, desto besser. Deshalb setzt die Schweiz auf Früherkennung. Anhaltendes Stottern kann für Betroffene schwerwiegende Folgen haben: kommunikative Unsicherheit, negative Gefühle und kommunikativer Rückzug.

Die Einstellung zum Stottern kann einiges bewegen

Ein selbstverständlicher Umgang mit dem Sprechproblem ist wichtig: Wenn das Kind die Angst vor dem Stottern verliert, wird sich das Stottern sofort verändern, weiss Wolfgang Braun, Logopäde an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik. Deshalb dürfen die Sprechschwierigkeiten nicht zum Tabuthema werden.

Daher ist das erste Ziel der Sprechtherapie, das Kind auf die Sprachauffälligkeit anzusprechen. Danach gilt es, Strategien zu entwickeln, die dem Kind gegen das Stottern helfen können. Dem 7-jährigen Vito hilft es beispielsweise, anderen in die Augen zu schauen und langsam zu sprechen.

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Logopädin Suzanne Stoll repetiert mit Vito Strategien gegen das Stottern.
Aus Puls vom 12.11.2018.
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Herkömmliche Therapie hilft nicht allen

80 Prozent der betroffenen Kinder verlieren die Sprech-Unflüssigkeiten wieder, viele auch ganz von alleine im ersten Jahr. Die anderen Kinder lernen entweder, mit dem Stottern zu leben; oder sie sind wie Tessa, und wollen sich nicht damit zufrieden geben.

Sechs Jahre lang ging sie regelmässig ein- bis zweimal pro Woche in die Therapie, der erhoffte Erfolg mit der herkömmlichen Logopädie blieb aber aus. Das Fazit der letzten Logopädin: Ihr Stottern sei nicht heilbar, Tessa werde ihr ganzes Leben stottern.

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So stotterte Tessa noch vor einem halben Jahr.
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Intensivtherapie für Härtefälle

Dass es auch nach Jahren noch klappen kann, das Stottern loszuwerden, beweist ein Stottertherapiezentrum im Westerwald seit 30 Jahren. Dort lernen Betroffene mit D.E.L.P.H.I.N. (Deblockierungs-Impuls, Entspannung, Logopädie, Phonetik, Hör-Wahrnehmungstraining, Intensität und nasaler Schwingungsakzent) in einer 3-wöchigen Intensivtherapie eine Sprechtechnik, die sich durch tägliches Üben und ständige Anwendung in wenigen Wochen so verinnerlicht, dass daraus ein normales Sprechen resultiert. Diese Intensivtherapie hat auch Tessa durchlaufen.

Mitmachen dürfen bei dieser Therapie nicht alle. Die Aufnahmekriterien des Zentrums sind streng: Lediglich Kinder mit hohem Leidensdruck und grossem Einsatzwillen sind zugelassen. Nur mit hoher Motivation halten sie dieses aufwendige Programm gemäss dem Zentrum durch.

Für Tessa hat sich die harte Arbeit gelohnt: Sie und auch alle anderen Kinder aus ihrer Gruppe fanden bereits in wenigen Monaten zu einer stotterfreien Sprache.

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Dank der Intensivtherapie hat Tessa immense Fortschritte gemacht.
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Auch in der Schweiz wäre es möglich ein solches Stotterzentrum einzurichten. Allerdings scheint die Schweiz laut Anja Blechschmid, Logopädin an der Fachhochschule Nordwestschweiz zu klein zu sein, um genug Härtefälle zusammenzubringen. Daher wird es für Kinder wie Tessa weiterhin nötig sein, sich Hilfe im Ausland zu suchen.

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