Darum geht es: Die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) will künftig auch im Wallis Rettungsdienste aus der Luft anbieten. Sie hat dazu offiziell ein Bewerbungsdossier beim Kanton eingereicht. Damit macht die Rega der Air Zermatt und der Air-Glaciers Konkurrenz. Die Helikopterrettung im Wallis ist seit Jahrzehnten fest in der Hand der beiden Gesellschaften, die sich vor zwei Jahren zusammengeschlossen haben. Doch die Kantonsregierung musste die Rettung aus der Luft auf Geheiss des Bundesgerichts neu ausschreiben.
Deshalb die Neu-Ausschreibung: Das kleine Helikopter-Unternehmen Héli-Alpes aus Sitten wollte sich mit seinem Helikopter am Walliser Rettungsdispositiv beteiligen. Doch der Kanton lehnte die Offerte mit der Begründung ab, dass es schon genügend Helikopter im Dispositiv gebe. Héli-Alpes gelangte daraufhin ans Bundesgericht, welches entschied, dass die Walliser Kantonsregierung die Rettungsflüge neu ausschreiben muss, woraufhin sich nun auch die Rega bewirbt. Bis Ende Jahr wird der Entscheid aus Sitten erwartet, wie die Luftrettung im Bergkanton künftig organisiert werden soll.
Vielleicht hat es auch mit Walliser Heimatschutz zu tun – man möchte die eigenen Helikopterfirmen im eigenen Kanton haben.
Diese Bedenken gibt es: Die Rega will im Wallis nach eigenen Angaben eine einzige Helikopter-Basis betreiben, und zwar in Sitten. Im Oberwallis wird deshalb befürchtet, dass es in Notfällen zu lange dauern könnte, bis Patientinnen oder Patienten mit der Rega in einem Spital eintreffen. «Von Sitten aus dauert ein Helikopterflug nach Saas Fee mindestens 25 Minuten», sagt die Wallis-Korrespondentin von SRF, Ruth Seeholzer. Im Fall eines Herzinfarkts sei das viel zu lang, laute im Oberwallis die Befürchtung.
Das sagt die Konkurrenz:
Air Zermatt und Air-Glaciers sind wenig erfreut ob der Bewerbung der Rega. Philipp Perren, Verwaltungsratspräsident der Air Zermatt, sagt: «Ich fühle mich persönlich vor den Kopf gestossen.» Man habe seitens eines früheren Rega-Stiftungsratspräsidenten schriftlich die Zusicherung gehabt, dass die Rega nur ins Wallis komme, wenn man sie rufe. «Die Rega sagt immer selbst, dass es nicht zwei Feuerwehren im gleichen Dorf benötige. Es braucht im Blaulicht-Bereich keine Konkurrenz.»
Die Organisationen betonen, dass ihre Piloten mit den Walliser Örtlichkeiten bestens vertraut und die Anforderungen an die Luftrettung in den Bergen ungleich höher seien als im Flachland oder in den Voralpen. So müsse ein Helikopterpilot bei der Air Zermatt mindestens 2000 Flugstunden absolviert haben sowie mindestens 20'000 Mal eine sogenannte Unterlast (am Seil hängende Last) transportiert haben, bevor er Rettungseinsätze fliegen darf. Von der Rega ihrerseits heisst es, auch sie transportiere Unterlasten, zudem führe sie auch heute schon Rettungsflüge in den Bergen durch.
Deshalb erregt die Frage die Gemüter: Die Walliserinnen und Walliser lebten quasi mit ihren beiden Helikopterunternehmen Air Zermatt und Air-Glaciers zusammen, sagt SRF-Korrespondentin Seeholzer. Ihre Maschinen seien tagtäglich sichtbar, auch Private seien oftmals auf Helikopter angewiesen, etwa, um Material auf eine Alphütte zu fliegen oder eine kranke Kuh von der Alp herunterzutransportieren. «Air Zermatt und Air-Glaciers werden hier als Freund und Helfer angesehen», so Seeholzer. Hinzu kommt: «Vielleicht hat es auch mit Walliser Heimatschutz zu tun – man möchte die eigenen Helikopterfirmen im eigenen Kanton haben.»