Es ist ein Moment für die kroatische Ewigkeit: Es läuft die 109. Minute im Halbfinalspiel gegen England. Stürmer Mario Mandzukic trifft zum 2:1 – und schiesst seine Mannschaft damit in den Final der Fussball-Weltmeisterschaft in Russland. Ein Exploit der Extraklasse.
Dabei liess nicht nur die kroatische Mannschaft ihrer Freude freien Lauf – auch auf der Fanmeile in Zagreb kenn die Euphorie keine Grenzen. Und selbst die Zeitungen überschlagen sich mit Lob: «Historischer Sieg», «Ein Traum, ein Traum, ein Traum» oder «Wo waren sie am 11. Juli? Kroatien ist im Final!».
Fussballer beidfüssig ausgebildet
Ein Land mit nur 4,2 Millionen Einwohnern schafft es ins WM-Finale. Das lässt aufhorchen. Doch irgendwie kommt dieser Erfolg nicht überraschend. Zumindest nicht für Boris Smiljanic. Der ehemalige Schweizer Nationalspieler ist kroatischer Doppelbürger und weiss, wie hart junge Fussballer ausgebildet werden:
Diese alte Schule aus dem Balkan, die ist nach wie vor vertreten – die Spieler lernen von klein auf, beidfüssig Fussball zu spielen.
«Und wenn ich ab und zu in Zagreb bin, sieht man die Kinder immer noch zwischen den Hochhäusern auf der Strasse Fussball spielen,» sagt Smiljanic.
Aber nicht nur im Fussball gelingt den Kroaten immer wieder Grosses. Im Handball gab es schon Olympia-, EM- und WM-Titel. Auch im Wasserball reichte es zu Olympia-Gold und Weltmeister-Titel. Und im Basketball holten die Kroaten schon Olympia-Silber. Das hat viel mit der Sport-Ausbildung zu tun.
10'000 Arbeitsstunden für den Erfolg
Boris Smiljanic erklärt aber, dass diese Erfolge nicht einfach vom Himmel fallen würden – im Gegenteil: «Es braucht vom 12. Lebensjahr, bis man Profi ist, 10'000 Stunden intensive Arbeit. Das ist jetzt sehr theoretisch, aber wenn ich sehe, wie diese Infrastruktur in Kroatien benutzt wird, wie die Jungs nach der Schule von 15 Uhr teilweise bis Mitternacht auf den Fussbllplätzen sind und spielen, dann kommt man auf diese 10'000 Stunden.»
Nun wartet die ganze Nation auf den Sonntag und den wohl grössten Coup der kroatischen Sportgeschichte. Und falls es nicht klappt: Die nächste Fussball-Generation wächst bereits heran und gewöhnt sich schon mal an die grosse Bühne.