Darum geht es: Nach Waldbränden, hohen Temperaturen und Windstille erklärten die Behörden in Mexiko-Stadt vor einer Woche den Umweltnotstand. Letzten Freitag haben sie ihn wieder aufgehoben. Nun wurden weitere Massnahmen gegen die Feinstaubbelastung erlassen. «Die Luftqualität ist zwar besser als letzte Woche, aber nach wie vor nicht gut», sagt SRF-Korrespondent Matthias Kündig. Er befindet sich derzeit in der Millionenmetropole. «Meine Augen tränen. Ich spüre es auch beim Atmen.»
Das sind die Gründe: Die Luftqualität ist in Mexiko-Stadt im Frühling oft schlecht, weil die Temperaturen steigen und es kaum regnet. In den vergangenen Wochen waren die Verhältnisse jedoch besonders prekär.
Mehrere Faktoren haben dazu beigetragen: «Die Trockenperiode war aussergewöhnlich lang», erklärt Kündig. Sie habe schon im Dezember begonnen. «Und obwohl im Mai normalerweise Regen einsetzt, war das bisher nicht der Fall.» Das habe zu hohen Temperaturen geführt. Es kam zu Waldbränden im Umland. Und vor etwa zehn Tagen hat sich auch noch ein Hochdruckgebiet über Mexiko-Stadt festgesetzt. «Dieses sorgte dafür, dass es fast windstill war und die Luft nicht mehr aus der Stadt getragen wurde.»
So geht die Bevölkerung damit um: Seit letzter Woche tragen die Bewohner der Stadt vermehrt Atemschutzmasken. «Das habe ich vorher noch nie gesehen», so Kündig. Ausserdem seien mehr Menschen mit dem Velo unterwegs. «Ich habe mit verschiedenen Leuten gesprochen in den letzten Tagen, und sie haben mir bestätigt, dass immer mehr Leute umdenken, aufs Fahrrad oder auf diese solarbetriebenen Trottinette umgestiegen sind.»
So haben die Behörden reagiert: Es hat fast fünf Tage gedauert, bis sich Stadtpräsidentin Claudia Sheinbaum zum ersten Mal zur schlechten Luft in Mexiko-Stadt äusserte. «Im Empfinden der meisten Menschen und auch der Fachleute war das viel zu spät», ist der SRF-Korrespondent überzeugt.
«Es hat dann nochmals 24 Stunden gedauert und ein Überschreiten der Ozonwerte gebraucht, bis sie Notmassnahmen bekannt gab», so Kündig weiter. Daraufhin wurden öffentliche Schulen und drei grosse Universitäten in Mexiko-Stadt geschlossen, der Autoverkehr massiv eingeschränkt. Auch die Bauarbeiten auf verschiedenen Baustellen wurden eingestellt.
So geht es weiter: Der Notstand ist zwar aufgehoben worden. Aber der Wetterbericht für die nächsten Tage verspricht noch keine endgültige Entspannung. «Es braucht tatsächlich ziemlich starke Niederschläge und auch stärkere Winde, damit sich diese Schadstoff-Dunst-Wolke verzieht», erklärt der SRF-Korrespondent. Die Luft bleibt also dick in Mexiko-Stadt.