Iran ist stark von der Corona-Pandemie betroffen. Die Spitäler sind überlastet. Nun kommt hinzu, dass immer mehr Covid-Patientinnen und Patienten zusätzlich von einer Pilzkrankheit befallen werden. Ihr Name: Black Fungus. Die Krankheit kommt auch in Indien derzeit sehr häufig vor. Adrian Egli vom Universitätsspital Basel ist spezialisiert auf Bakteriologie und Mykologie (Pilzkunde). Das vermehrte Auftreten der Pilzkrankheit könnte laut Egli mit Covid-19 zusammenhängen.
SRF News: Was steckt hinter der Pilzkrankheit Black Fungus?
Adrian Egli: Beim Black Fungus handelt es sich um eine ganze Gruppe von Schimmelpilzen. Insgesamt sind es 40 verschiedene Pilzspezies. Was sie gemeinsam haben, ist, dass sie ein schwarzes Pigment bilden. Das ist, was zu dieser englischen Namensgebung geführt hat. Diese Pilze kommen in der Umwelt vor und können bei bestimmten Patienten mit einem geschwächten Immunsystem eine schwere Infektion auslösen.
Was macht dieser Pilz genau mit dem menschlichen Körper?
Bei einer gesunden Person passiert gar nichts, weil unser Immunsystem diese Pilzsporen bekämpfen kann. Wir atmen die ganze Zeit Pilzsporen ein. Bei einem Patienten, der ein geschwächtes Immunsystem hat, kann es aber zu einer schweren Pilzinfektion führen. In den Fällen in Indien, von denen berichtet wird, kam es dann dazu, dass diese Pilze eine Infektion in der Lunge und in den unteren Atemwegen ausgelöst haben.
Wenn der Körper vom Black Fungus befallen wird, was passiert dann genau bei der Infektion? Wie ist der Krankheitsverlauf?
Sie führt zu einer lokalen Entzündung im Gewebe, zum Beispiel zu einer Art Lungenentzündung. Die Pilze können sich weiter vermehren, wenn sie nicht richtig kontrolliert werden, und können so auch im Körper streuen. Auch an anderen Orten können diese Pilze wachsen, im Gewebe, sogar im Gehirn und an anderen Stellen. Das ist natürlich sehr gefährlich.
Die Pilzinfektion taucht in Indien, aber auch in Iran bei Patientinnen und Patienten mit einer Covid-19 Erkrankung auf. Wieso?
Der Zusammenhang ist nicht ganz einfach zu erklären. Möglicherweise ist es so, dass die Virusinfektion zu einer Empfänglichkeit für gewisse weitere Infektionen führt. Wir kennen das sehr gut von der Grippe, wo es zu sogenannten Superinfektionen kommen kann, also eine weitere Infektion mit einem Bakterium oder einem Pilz nach einer Influenza-Erkrankung. In Indien könnte etwas ganz Ähnliches passiert sein.
Eine Schimmelpilzinfektion zu behandeln ist per se möglich, wenn man erkennt, dass die Person eine Schimmelpilzinfektion hat.
Es ist aber sicher so, dass weitere Faktoren hier eine Rolle spielen. Man weiss aus wissenschaftlichen Untersuchungen, dass diese Patienten in Indien häufig an Diabetes leiden, der sogenannten Zuckerkrankheit. Und wahrscheinlich spielen auch Umweltfaktoren eine Rolle dabei, dass dieser Pilz in Indien deutlich häufiger vorkommt als in der Schweiz.
Wie schwer ist es, Leute in Ländern wie Iran und Indien zu behandeln?
Eine Schimmelpilzinfektion zu behandeln ist per se möglich, wenn man erkennt, dass die Person eine Schimmelpilzinfektion hat. Für das braucht man eine entsprechende Diagnostik. Und man braucht entsprechende Therapien, also Pilzmittel, die man verabreichen kann. Beides ist natürlich in Ländern mit wenigen Ressourcen im Gesundheitswesen schwierig, und deshalb sind die Chancen für einen guten oder günstigen Verlauf in einem Land wie Indien natürlich anders als in der Schweiz.
Das Gespräch führte Zoe Geissler.