Wolfgang Beltracchi führte die ganze Kunstwelt hinters Licht. Malte im Stil von Max Ernst, von Picasso, Fernand Léger oder Heinrich Campendonk. Und das so brilliant, dass er damit Millionen verdiente. Bis ihm die eigene Faulheit zum Verhängnis wurde.
Wie viele Künstler er nachgeahmt hat, ist bis heute nicht bekannt. Von 200 Gemälden war zeitweise die Rede. In verschiedenen Museen weltweit würden noch unentdeckte Beltracchis unter fremdem Namen hängen, sagt der Kunstfälscher schmunzelnd. Wolfgang Beltracchis Geschichte hört sich an wie ein (streckenweise überspitzter) Hollywoodstreifen.
Vom Hippie zum Villenbesitzer
Als Teenager brach Beltracchi auf, um Trottoirs in Europa zu bemalen, nahm LSD, lebte die freie Liebe – Freiheit und eigenes Glück waren sein einziges Lebensziel. Eines Tages begann er, angestiftet von einem kleinen Gauner, in alte Winterbilder Figürchen hinein zu malen – weil sich das besser verkaufte.
Die Arbeit begann Wolfgang Beltracchi Spass zu machen – und so weitete er sein Schaffensgebiet aus, durchfortstete Flohmärkte nach alten Gemälden, perfektionierte seine Fälschungen. Doch richtig los ging es, nachdem er seine heutige Frau kennengelernt hatte: Helene.
Betrug – oder doch Kunst?
Wolfgang Beltracchi malte weiter, und zwar als verschwunden geltende Bilder von grossen Künstlern. Helene Beltracchi übernahm das Geschäftliche – sie verkaufte die Werke. Selbst grosse Auktionshäuser fielen auf die Fälschungen herein. Doch eines Tages machte der Kunstfälscher einen Fehler – und verwendete Farbe, die es zur Lebenszeit des gefälschten Werks noch nicht gab. Beltracchi und seine Frau flogen auf und landeten im Gefängnis.
Wolfgang Beltracchi war vom 11. bis 15. August Gast im «Rendez-vous». Die fünf Gespräche: