- Nach Polizeiangaben beging Hamilton Selbstmord
- Fotografie zwischen Kunst, Kitsch und Pornografie
- Karrierestart bei Zeitschrift «Elle»
- Umstrittene Filme u.a. «Bilitis» und «Zärtliche Cousinen»
- Höhepunkt des Ruhms in den 60er und 70er Jahren mit Bildern nackter Teenager
- Jüngste Schlagzeilen wegen Vorwürfen der Vergewaltigung
Der britische Fotograf und Filmemacher David Hamilton ist tot. Er wurde am Freitagabend in seiner Pariser Wohnung leblos gefunden, wie Reporter aus Sicherheitskreisen erfuhren.
Selbstmord-Verdacht
Französische Medien hatten zuvor berichtet, der 83-Jährige habe Selbstmord begangen. Einige seiner ehemaligen Models hatten ihm vor wenigen Tagen sexuellen Missbrauch vorgeworfen. Hamilton bestritt dies.
In den 1960er und 1970er Jahren war der Brite mit Aktfotos von jungen Mädchen bekanntgeworden. Seine Arbeiten wurden in hochwertigen Modemagazinen gedruckt. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in Paris.
Vorwürfe einer TV-Moderatorin
Nach Angaben des Senders Europe 1 wurde Hamilton bewusstlos von seinem Nachbarn entdeckt. Die herbeigerufenen Sanitäter hätten ihn nicht mehr wiederbeleben können.
Die französische TV-Moderatorin Flavie Flament hatte in einem im Oktober veröffentlichten Buch beschrieben, sie sei 1987 im Alter von 13 Jahren von einem berühmten Fotografen vergewaltigt worden. In der vergangenen Woche sagte sie dann, dieser Fotograf sei Hamilton gewesen. Danach beschuldigten ihn zwei weitere Frauen.
«Ich bin unschuldig»
Hamilton wies die Vorwürfe zurück: «Ich bin unschuldig und habe das Recht, auch so betrachtet zu werden», sagte er am Mittwoch noch, wie Europe 1 berichtete.
Flaments Lektorin Karina Hocine sagte, Flament sei durch die Neuigkeiten am Boden zerstört. Man sei entsetzt und zugleich empört, da die Zeit nicht da gewesen sei, damit die Gerechtigkeit ihren Lauf hätte nehmen können.
Unverwechselbarer Stil
Hamilton war mit Fotos pubertierender Halbwüchsiger weltberühmt geworden. Seine Motive waren vorzugsweise Skandinavierinnen und Deutsche zwischen zwölf und 16 Jahren. Sein Stil war unverwechselbar: Vor allem blonde und blauäugige Mädchen, allein oder zu mehreren in nebligem, traumhaftem Ambiente.
Hamilton galt als Inbegriff des Weichzeichners in der Fotografie. Viele seiner Bilder gehen auf Motive bedeutender Maler zurück. Er begann seine Karriere auf Umwegen.
«Perfekte Weiblichkeit»
Nach seiner Lehre als Schreiner arbeitete er in einem Architektenbüro, bevor er nach Paris zog und zum Grafikdesigner und Fotografen umsattelte. Anfang der 90er Jahre kamen seine Aktbilder immer häufiger ins Kreuzfeuer der Kritik. Man fand sie kitschig und kritisierte seine Vorstellung von «perfekter Weiblichkeit».
Vor allem aus Amerika und Grossbritannien wurden Vorwürfe der Softpornografie und der latenten Pädophilie laut. Der Verkauf seiner Bücher wurde teilweise für Minderjährige verboten und Protestmärsche organisiert.