Im Bundeshaus brannte gestern lange Licht. Bis nach Mitternacht haben die Nationalrätinnen und Nationalräte über das Covid-19-Gesetz und die dazu nötigen Kredite debattiert. Um 14:30 Uhr ging die Sitzung los. Beendet war sie kurz nach 00:40 Uhr. Jon Pult von der SP, Mike Egger von der SVP, Martin Candinas von der Mitte und Christa Markwalder von der FDP erzählen nach einer kurzen Nacht, wie man eine über zehnstündige Debatte aushält.
Ist man die ganze Zeit im Saal und hört zu, oder hängt man am Handy? Ist man draussen mit Kolleginnen und Kollegen am Schwatzen und trinkt Kaffee?
Witze mit Kollegen zur Ablenkung
Das schaffe man, «indem man sich ablenkt, auch mal ein paar Witze reisst und die ganze Sache ein bisschen mit Humor nimmt», sagt Pult aus Graubünden. «Dann hält man das ohne Probleme aus. Es gibt durchaus härtere Jobs.»
Einige Parlamentarierinnen und Parlamentarier arbeiten sogar für einen anderen Job, den sie zum Beispiel in der Privatwirtschaft haben. Sie hören also nicht alle die ganze Zeit zu, was da vorne am Rednerpult gesagt wird.
Wenn die Parlamentarier und Parlamentarierinnen immer zuhören und konstant dabei sein müssten, dann bräuchte es ein Berufsparlament. «Dann würde das mit dem Milizparlament, so wie wir es in der Schweiz haben, nicht mehr funktionieren», sagt Pult weiter. Auch Egger war während der Rekorddebatte oftmals ausserhalb des Parlamentssaals beschäftigt.
Selbstverständlich sitzt man nicht die ganze Zeit an seinem Pult», sagt der St. Galler. «Es ist wichtig, dass man mit Kollegen, Kolleginnen von anderen Parteien diskutiert, debattiert und noch bis zuletzt versucht, Mehrheiten im Parlament generieren zu können. Das ist eine ganz, ganz wichtige Funktion, die wir im Parlament haben. Und so ist man eigentlich permanent auf Trab.»
Professionell bis zum Schluss
Und selbstverständlich kämen auch immer noch Medienanfragen hinzu, die es zu beantworten gelte, so Egger. Heute Morgen mussten die Rätinnen und Räte wieder einigermassen früh aus den Federn: Um 08:00 Uhr ging es los mit der nächsten Sitzung im Bundeshaus. Der Bündner Candinas hat zum Glück schon in seiner Jugend für solche langen Parlamentsnächte sozusagen «trainiert».
«Das hält man problemlos durch, wenn man in den Ausgang geht – und früher ging man ab und zu in den Ausgang –, dann hält man es auch durch», sagt er. Schliesslich sei es doch auch etwas Spezielles, eine so lange Sitzung abzuhalten. «Ich sehe vor allem die positiven Seiten: Wir werden irgendwann einmal darüber lachen, wie lange die Sitzung gedauert hat und wie sie doch bis zum Schluss sehr gesittet professionell stattgefunden hat.»
Nachtmenschen sind im Vorteil
Dem pflichtet auch Markwalder bei. «Wir haben wirklich bis zum Schluss versucht, gute, vernünftige Lösungen zu finden.» Dies, obwohl es nicht so einfach sei, auch nach Mitternacht noch eifrig weiter zu debattieren. Doch sie hat Glück: «Mir persönlich kommt zugute, dass ich eher ein Nachtmensch bin, also dass ich abends eigentlich fit bin. Aber am Ende bin ich dann irgendwo gegen zwei Uhr nachts erschöpft und doch zufrieden ins Bett gesunken.»
Die Politikerinnen und Politiker nehmen solche langen Parlamentsdebatten also einigermassen mit Humor. Das Ergebnis der langen Debatte lautete übrigens: Der Nationalrat schreibt dem Bundesrat nicht vor, dass Restaurants, Sportanlagen und Kulturbetriebe am 22. März wieder öffnen sollen.
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