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Littering in Paris Die Stadt der Liebe, des Lichts – und der Ratten

  • Paris hat auch seine schmutzige, eklige Seite: Horden von Ratten, auf den Trottoirs liegen Abfall und Hundehaufen.
  • Nun hat der Stadtrat einen Anti-Littering-Plan verabschiedet. Den vierten in zwei Jahren.
  • Er will mehr Mülleimer aufstellen, mehr Reinigungspersonal anstellen und die Flotte der Putzmaschinen erweitern.

Madame la maire – die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, – soll etwas mehr vor der eigenen Tür wischen. Zu diesem Schluss kommt eine Kommission des Stadtrates in einem 225 Seiten starken Bericht, der diesmal nicht zu Altpapier verkommen soll. 45 konkrete Vorschläge machen die Parlamentarier, wie das Übel an der Wurzel zu packen wäre, damit Paris, die meistbesuchte Stadt der Welt, einen sauberen Eindruck hinterlässt.

New York oder Barcelona sind zehn Mal schmutziger als Paris.
Autor: Passant

Zum Beispiel auf dem Champ de Mars unter dem Eiffelturm. Umringt von Touristen promeniert eine Frau ihre beiden Hunde. Jeden Tag, morgens um 7 Uhr, dasselbe Bild. «Touristen machen Picknick auf dem Rasen und lassen Berge von Abfall zurück», klagt sie. Immerhin käme jeden Morgen eine Putzequipe. Ihre Weggefährtin hat sechs Hunde im Schlepptau. Sie sagt, was viele denken: «Früher war es besser.» Keine andere Stadt sei so schmutzig wie Paris: «Alles wird weggeworfen. Jeder Baum ist ein Pissoir».

Touristen liegen auf einer Rasenfläche vor dem Eiffelturm.
Legende: Der Champ de Mars gehört zu den meistfrequentieren Orten von Paris. Die Touristen ziehen ab, der Dreck bleibt zurück. Reuters/Archiv

Ein paar Schritte weiter vertritt sich ein junger Mann zwischen zwei Sitzungen die Füsse. Vielleicht ist es sein jugendlicher Pragmatismus, vielleicht liegt es daran, dass er geschäftlich auf der ganzen Welt unterwegs ist: Paris sei eigentlich ganz ordentlich, meint er. «New York oder Barcelona sind zehn Mal schmutziger als Paris. Ich finde, das Reinigungspersonal der Stadt macht gute Arbeit.»

Einverstanden, meint auch der Tourist aus Rumänien – überraschenderweise auf Deutsch: «Ich war das letzte Mal vor fünfzehn Jahren hier. Damals war es dreckiger. Ich finde es sauber.» Vier Meinungen auf kleinem Raum, die Millionen Menschen in der Metropole eine Stimme geben.

Das Problem ist erkannt, die Lösung fehlt

In Paris beugten sich nämlich nicht nur parlamentarische Fachkommissionen über den Abfall. Ein Meinungsforschungsinstitut fühlte bei 102 Einwohnerinnen und Einwohnern den Puls. Der Bericht kostete 250'000 Euro, und kommt zum gleichen Schluss wie die vier zufällig getroffenen Personen am Fuss des Eiffelturms. Resultat: 63 weitere Vorschläge aus der Bürgervernehmlassung. Auch diese heisst der Stadttrat gut. Sie sind ja nicht verpflichtend.

Es fehlen also nicht Ideen für Verbesserungen. Es fehlt an Konsens, wie die Ziele zu erreichen sind. Die Rechte will die Müllabfuhr ganz privatisieren. Die äussere Linke will genau das Gegenteil. Eine Mitte-Partei will mehr Putzfahrzeuge. Die andere Mitte-Partei genau das Gegenteil. Nur mehr Müll will keiner, und keine Sackgebühr für Bürger, um jede und jeden Einzelnen in die Pflicht zu nehmen.

Aber es soll mehr Bussen geben. 110'000 Strafen verteilten Ordnungshüter schon im letzten Jahr, weil Müll illegal deponiert wurde. Eine Steigerung von rund 150 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mehr Glanz in Paris darf man erst erwarten, wenn nicht nur die Bürgermeisterin, sondern alle Einwohner etwas beherzter vor der eigenen Tür wischen.

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