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Lizenz als Kreditkarte Schützen ärgern sich über neue «Visa»-Mitgliederkarte

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint: Die neue Mitgliederkarte des Sportschützenverbands ist gleichzeitig eine Kreditkarte. Das kommt nicht bei allen gut an.

Rund 40'000 Mitglieder des Schweizer Sportschützenverbands SSV haben ihre neue Mitgliederkarte erhalten. Neu ist diese Schützenlizenz gleichzeitig eine Visa-Kreditkarte. Und sie ist bei Erhalt «scharf» geschaltet und kann ganz normal verwendet werden.

Das stört einige Schützinnen und Schützen. Sie äussern Kritik und Bedenken wegen Datenschutz, Sicherheit sowie Missbrauchsgefahr.

Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» hat mehrere E-Mails von SSV-Mitgliedern erhalten. Diese sind empört, dass der Verband ihre persönlichen Daten an Visa-Bonuscard weitergegeben hat.

Die Karte ist eine sogenannte Kreditkarte «light» mit einer Monatslimite von 1'000 Franken und einer Jahreslimite von 5'000 Franken. Bis 80 Franken kann damit ohne PIN und Unterschrift kontaktlos bezahlt werden.

«Ohne Erlaubnis persönliche Daten weitergegeben»

Im SRF-Konsumentenmagzin «Espresso» machen einige SSV-Mitglieder ihrem Ärger Luft: «Ich bin erschrocken, dass es möglich ist für Verbandsmitglieder, ohne zu fragen eine Kreditkarte zu erstellen.» Ein anderer Schütze meint: «Man gibt nicht nur ohne meine Erlaubnis meine persönlichen Daten heraus, sondern macht auch noch gleich einen Vertrag mit einer Kreditkartenfirma. Dazu ist der SSV meiner Meinung nicht berechtigt.»

Eine Schützin ärgert sich auch darüber, dass sie mit dem Unterschreiben der Mitgliederkarte auch die AGB der Kreditkartenfirma akzeptiere. «Und das will ich definitiv nicht.»

Die Karte ist an Schiessanlässen der Ausweis dafür, dass man teilnahmeberechtigt ist. Gleichzeitig ist sie neu eine Kreditkarte, auf der alle notwendigen Daten fürs Bezahlen in Online-Shops stehen. Da gebe es Missbrauchspotenzial, geben die Schützen zu bedenken.

Zudem hätten viele die Gewohnheit, die Lizenzkarte aufs Pult im Schiesstand zu legen oder in der Gewehrtasche aufzubewahren. Nicht allen sei vielleicht klar, dass die Mitgliederkarte nun auch eine Kreditkarte sei. Zwar kann man die Bezahlfunktion sperren lassen und nach sechs Monaten wird sie automatisch deaktiviert, wenn man die Kreditkarte nie eingesetzt hat.

SSV: «Alles reglementskonform»

In einer Stellungnahme verteidigt der SSV die Idee mit der Mitgliederkarte, die gleichzeitig eine Kreditkarte ist. Die Mitglieder seien umfassend informiert worden.

Und: «Es stimmt nicht, dass die SSV-Mitglieder ihre Einwilligung nicht gegeben hätten. Reglementkonform besitzen die SSV-Mitglieder eine Mitgliederkarte (…) das einzig Besondere an der neuen Mitgliederkarte besteht darin, dass sie mit den Vorteilen einer Zahlungskarte verbunden ist.» Auch die Weitergabe der Mitgliederdaten sei mit dem Reglement vereinbar.

Weiter schreibt der SSV: «Der Schweizer Schiesssportverband hat für keines seiner Mitglieder einen Vertrag abgeschlossen.» Die Nutzung der Kreditkartenfunktion auf der neuen SSV-Mitgliederkarte sei für alle Schützinnen und Schützen freiwillig. Auch Sicherheits- und Missbrauchsrisiken sieht der Verband keine, sofern man die Karte und die PIN mit der nötigen Sorgfalt behandle.

Wie für jeden Verband brauche auch der SSV Sponsoreneinnahmen. 0,1 Prozent des Kreditkarten-Umsatzes erhalte der Verband für die Nachwuchsarbeit. Und mit dem Bonusprogramm und anderen Vorteilen biete die neue Karte den Mitgliedern einen «echten Mehrwert». Die Rückmeldungen seien grösstenteils positiv. Nur 0,5 Prozent hätten die Idee bisher kritisiert.

Espresso, 07.06.2021, 08:13 Uhr

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