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Manipulierte Werte in LKW Wie die Wissenschaft den Abgastricksern beikommen will

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer häufiger manipulieren Lastwagenfahrer ihre Abgaswerte um Geld zu sparen.
  • Dafür verwenden sie elektronische Systeme, welche den schonenden Kraftstoffzusatz AdBlue aushebeln.
  • Die Eidgenössische Materialprüfungsanstalt Empa versucht, diesen Manipulationen entgegenzuwirken. Das ist allerdings gar nicht so leicht.

Die Konkurrenz im Transportsektor ist gross. Gerade für Fahrer aus Osteuropa sind deshalb Einsparungen von ein paar tausend Euro im Jahr durchaus attraktiv. Wird die Abgasreinigung abgeschaltet, müssen die Fahrer kein sogenanntes AdBlue nachfüllen.

AdBlue ist eine Flüssigkeit, die Harnstoff enthält und im Abgaskatalysator dafür sorgt, dass sich weniger Stickoxide im Abgas befinden. Moderne Lastwagen haben dafür ein aufwendiges elektronisches System eingebaut, damit das AdBlue in der richtigen Menge eingespritzt wird. Dieses System überprüft sich auch selbst – füllt ein Fahrer also kein AdBlue nach, um Geld zu sparen, gibt das Steuergerät eine Fehlermeldung.

AdBlue Einführung am Auto
Legende: Lässt sich leicht austricksen: das AdBlue-System an einem Lastwagen. Keystone

Ein Betrugssystem, so gross wie eine Zigarettenschachtel

Und so fängt der Betrug an, sagt Christian Bach, Spezialist für Motoren an der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt Empa in Dübendorf: «Wenn man nun dem Steuergerät ein funktionierendes System vorspielt, hat man im Prinzip die ganze Abgasnachbehandlung des Lastwagens ausgehebelt.»

Ist das System erst einmal überlistet, gelangen 10 bis 20 Mal mehr Stickoxide aus dem Abgasrohr als zuvor. Überlistet wird das System mit einem sogenannten «Defeat»-Gerät. Diese sind frei programmierbar und nur etwa so gross wie eine Zigarettenschachtel. Der Einbau eines solchen Defeat-Geräts ist nicht besonders schwierig, eine spezialisierte Werkstatt kann dies ohne weiteres ausführen.

Neue Kontrollmethoden sind gefragt

So begann vor einem Jahr das Wettrennen: Polizei gegen Abgasbetrüger. Während zu Beginn die Geräte sehr leicht bei Kontrollen gefunden wurden, hat die Polizei laut Christian Bach heute kaum mehr eine Chance, sie zu erkennen. Die Geräte seien inzwischen so klein, dass man sie leicht im Armaturenbrett verstecken kann.

Was also tun, um die Abgasbetrügereien bei Lastwagen zweifelsfrei nachzuweisen? Die Empa hat untersucht, ob sich ausgeschaltete Systeme detektieren lassen, wenn Kontrolleure einem Lastwagen nachfahren. Dabei fährt ein Fahrzeug mit einem mobilen Messgerät nahe an einen Lastwagen heran, um direkt auf der Strasse zu messen, ob die Stickoxid-Werte allenfalls überschritten werden.

Mehr Kontrolle durch Elektronik?

Die Methode sei aber nicht ganz ungefährlich, so Bach, denn ein nachfahrendes Auto könne den Lastwagenfahrer verunsichern und bremsen lassen. Christian Bach verfolgt diesen Ansatz deshalb auch nicht weiter.

Ein Mitforscher will den Betrügern aber mit Elektronik das Handwerk legen. Dazu wird ein Gerät an den Diagnosestecker angeschlossen – den Stecker, den sonst Garagisten benutzen um zu schauen, ob alles in einem Lastwagen richtig funktioniert. Durch diesen Stecker können aber auch Testsignale geschickt werden. So könne man mit einem Signal untersuchen, ob der AdBlue-Stand sich verändern lasst.

Das elektronische Wettrüsten hat also mittlerweile auch den Fahrzeugbereich erfasst. Aber Christian Bach glaubt dennoch, «dass das Bauchgefühl der Polizisten gerade so wirkungsvoll ist wie eine wissenschaftlich gebastelte Lösung, die dann vielleicht auch nicht richtig funktioniert». Denn bei aller Technik: Es sind Menschen in den Uniformen, Menschen in den Werkstätten und Menschen am Steuer. Noch.

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