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Massiver Preisanstieg Wieso die Vanille-Guetzli in diesem Jahr teurer werden

Vanille ist wohl einer der beliebtesten – aber auch der teuersten Geschmäcker. Künftig wird das Gewürz wohl noch teurer.

In den Gängen des Gewürzhauses J. Carl Fridlin riecht es nach Kreuzkümmel, Zimt und Pfeffer. Im Sitzungszimmer sitzt Peter Fridlin, der Chef des Familienunternehmens mit mehr als 200-jähriger Geschichte. Dieses Jahr hätten andere Gewürze sein Geschäft ausgemacht, sagt er. Vanille habe er massiv weniger importiert. Im Vergleich zu vor zwei Jahren sei es 85 Prozent weniger.

Der Grund ist der Preis. Vor fünf Jahren kostete Vanille knapp 60 Franken pro Kilo, jetzt sind es sage und schreibe 900 Franken. Das Angebot ist grundsätzlich knapp, weltweit werden nur 2500 Tonnen Vanilleschoten produziert.

Rund die Hälfte davon stammen aus Madagaskar. Und da gab es grosse Produktionsprobleme. «Schon die Ernte 2015/2016 war sehr schlecht. Sie brach um etwa einen Drittel zusammen. Anfangs dieses Jahres kam dann leider noch ein Zyklon dazu», sagt Fridlin.

Der Einfluss der Grosshändler

Ursprünglich stammt die Vanillepflanze aus Mexiko. Aber nur auf Madagaskar entwickelt sie dieses spezielle Aroma. Deshalb gibt es für den Gewürzexperten kaum alternative Produktionsstandorte.

Grossproduzenten von Glacé beispielsweise könnten allerdings keine Fantasiepreise für Vanille bezahlen. Ein Cornet für zehn Franken kaufe kaum noch jemand. Wenn ein solcher Produzent deshalb auf natürliche Vanille verzichtet, sinke der Vanillepreis wieder etwas.

In Deutschland haben einzelne Retailer Vanille im Glas bereits aus dem Segment gestrichen.
Autor: Mike Mahler Vanille-Importeur

Vanille verschwindet aus den Regalen

Ganz ohne natürliche Vanille auskommen würden seine Kunden kaum, meint indes der Vanilleimporteur Mike Mahler, Chef von Fairtrade, einem Tochterunternehmen des Bäckerei- und Gastrodienstleisters Pistor. Aber auch seine Kunden müssten genau kalkulieren und bestellten weniger.

Mahler schliesst auch nicht aus, dass der hohe Vanillepreis bald auch Folgen haben könnte auf das Angebot der braunen Schote in den Ladenregalen – und damit direkt auf unsere Desserts und Guetzli. «Es ist eher so, dass Vanille in einzelnen Segmenten verschwinden wird. In Deutschland haben beispielsweise einzelne Retailer Vanille im Glas bereits aus dem Segment gestrichen. Das wird eine Korrektur sein, die man erfahren wird», sagt Mahler.

Bis die Vanillepflanzen nachgewachsen sind und wieder Früchte tragen, dauert es jeweils mehrere Jahre. Deshalb gehen beide Vanilleimporteure davon aus, dass der Preis für das gefragte Gewürz sicher noch bis 2019 sehr hoch bleiben werde.

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