Trump, Trump und nochmals Trump. Von der Amtseinsetzung bis zu den Reiseverboten für Muslime, von der Russland-Affäre bis zu den Drohungen an Nordkorea – Tweet für Tweet, Entscheidung für Entscheidung: Was immer der US-Präsident sagte, tat oder bloss behauptete zu tun – Milliarden von Menschen nahmen Anteil.
8000 Informations-Webseiten in fünfzig Ländern haben die Datensucher von Chartbeat ausgewertet. Die Hälfte aus englischsprachigen Ländern, ein Viertel aus Europa, die übrigen aus dem Rest der Welt. Das Übergewicht angelsächsischer Länder erklärt zwar einen Teil der Dominanz der Trump-Berichterstattung. Doch das Phänomen fasziniert offenkundig weit darüber hinaus.
Angelsächsische Leitmedien geben vor
Die Zahlen zeigen auch: Die internationale Aufmerksamkeit wird stark von grossen amerikanischen und britischen Leitmedien gesteuert. Das dürfte sich weiter akzentuieren. Denn fast weltweit werden Redaktionen personell ausgedünnt und Eigenleistungen und Recherchen eingespart.
Klar wird auch: Obschon in manchen Redaktionen über zu viel Trump geklagt und weniger Trump versprochen wird – solange die Nutzungsquoten der Massstab sind, und das sind sie nun mal bei den meisten Medien, wird nichts die von Trump ausgelöste Artikelflut stoppen.
Auffallend ist, welch vergleichsweise geringe Beachtung andere politische Grossereignisse erreichten: Die Deutschland-Wahl, die französische Präsidentschaftswahl oder der Verlust der Mehrheit durch die britische Premierministerin Theresa May erreichten keine zehn Prozent der Trump-Quoten.
Bloss knapp erkennbar in den Tabellen von Chartbeat ist die Wiederwahl von Regierungschef Shinzo Abe in Japan. Praktisch gar nicht jedoch die umstrittene Wiederwahl von Uhuru Kenyatta in Kenia.
Brexit, Katalonien und Syrien
Immerhin deutlich besser schnitt die Brexit-Berichterstattung ab. Ende Jahr war auch der Unabhängigkeitsstreit in Katalonien oft ein Thema.
Grossthemen waren ausserdem der Krieg in Syrien, jener im Jemen und der Streit mit Nordkorea. Auch da gab es aber die markantesten Spitzen, wenn sich Donald Trump einmischte: mit einer Bombe gegen die syrische Armee, nachdem dieses Giftgas eingesetzt hatte, oder mit Drohungen gegen das Regime in Pjöngjang.
Irma, Weinstein und Prinz Harry
Unter den Naturkatastrophen schwang der Hurrikan Irma in Florida weit obenaus, allerdings nur ganz kurze Zeit. Nummer zwei: Das Inferno im Londoner Grenfell Tower. Opferreiche Erdbeben in Iran oder Mexiko fanden medial kaum statt – beziehungsweise Berichte darüber fanden kaum Publikum.
Ganz anders indes die Massenschiesserei in Las Vegas. Sie erregte global gar weitaus mehr Aufmerksamkeit als sämtliche Terrorattentate.
Und schliesslich: Medien und ihr Publikum gieren nach Skandalen: Jener um Hollywood-Produzent Harvey Weinsteins Angriffe auf Frauen war mit riesigem Abstand die Nummer eins. Und: die gute alte «Love-Story» ist kein Auslaufmodell: Prinz Harry und Meghan Markle lieferten auf diesem Feld die Wohlfühl-Geschichte des Jahres.