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Mehr Frauen im All Was braucht es, um Astronautin zu werden, Claude Nicollier?

Erstmals seit elf Jahren sucht die europäische Raumfahrtagentur (ESA) neue Astronautinnen und Astronauten. Frauen seien ausdrücklich ermutigt, sich zu bewerben, teilt die Weltraumorganisation mit. Ganz generell wolle die ESA mehr Diversität in ihren Reihen fördern, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Alter oder beruflichem Hintergrund. Was es braucht, um Astronautin oder Astronaut zu werden, erzählt Claude Nicollier, der erste und bisher einzige Schweizer, der im Weltraum war.

Claude Nicollier

Astrophysiker

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Claude Nicollier wurde 1944 in Vevey, Waadt geboren. Er ist ein Militär-, Linien- sowie NASA-Testpilot und Astronaut. Ab 1976 liess er sich zum Astronauten ausbilden. Nicollier war der erste und bis jetzt einzige Schweizer, der den Weltraum besuchte. Insgesamt absolvierte er vier Flüge ins All. Bei seiner letzten Mission war er 8 Stunden im Weltall. Für Schlagzeilen sorgte seine Mission zur Reparatur am Weltraum-Teleskop «Hubble».

SRF News: Was braucht es, um eine gute Astronautin, ein guter Astronaut zu werden?

Claude Nicollier: Es braucht einen Master in einem naturwissenschaftlichen Gebiet oder im Ingenieurswesen, oder dann in Medizin. Danach braucht es drei Jahre Berufserfahrung in einem entsprechenden Gebiet, zum Beispiel in einem Forschungslabor oder in der Industrie.

Man muss hart dafür arbeiten.

Zudem muss man in einem guten gesundheitlichen Zustand sein. Es braucht eine medizinische Untersuchung, die beweist, dass man geeignet ist, Privat-Pilotin oder Privat-Pilot zu sein, der sogenannte Klasse 2 Medical Check. Weiter braucht man Leidenschaft für den Job. Es ist eine sehr kompetitive Selektion. Man muss perfekt Englisch sprechen können und die Kommunikation beherrschen.

ESA sucht ab dem 31. März wieder Astronautinnen und Astronauten

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Wer schon immer mal ins All wollte, kann sich ab dem 31. März bei der ESA bewerben. «Es ist Zeit, nach neuen Astronautinnen und Astronauten zu suchen und ich bin sicher, wir werden die besten finden», sagt ESA-Generaldirektor Jan Wörner bei einer Online-Pressekonferenz.

Insgesamt sucht die ESA vier bis sechs sogenannte Karriere-Astronautinnen und Astronauten. Sie werden als festangestellte ESA-Mitarbeitende eingestellt und für die Weltraummissionen eingesetzt. Ausserdem sucht die Organisation bis zu 20 Astronautinnen und Astronauten als Reserve. Sie können dann für spezifische Missionen ausgewählt werden. Für diesen Reservepool ist die ESA auch explizit auf der Suche nach einer Astronautin oder einem Astronauten mit einem bestimmten Grad an körperlicher Behinderung. Das Programm heisst «Parastronaut». Die ESA will untersuchen, unter welchen Umständen der Kandidat oder die Kandidatin zur Internationalen Raumstation ISS fliegen kann.

«Wir haben dazu viele unbeantwortete Fragen», sagte David Parker, ESA-Direktor für Astronautische und Robotische Exploration. Aber wenn man diese Fragen nicht stelle, bekomme man auch keine Antworten. Die Bewerbungsfrist für die Astronautensuche geht bis zum 28. Mai. Es folgt ein sechsstufiges Auswahlverfahren, das im Oktober 2022 abgeschlossen werden soll.

Was sind No-Gos, wenn man Astronautin oder Astronaut werden möchte?

Wenn man sich der Sache nicht hundertprozentig verpflichtet fühlt oder eben auch die physische Gesundheit nicht ausreichend ist. Das Kreislaufsystem muss perfekt intakt sein. Prinzipiell braucht man Leidenschaft dafür. Man muss zudem Bürgerin oder Bürger eines Mitgliedsstaats der ESA sein. Das sind insgesamt 22 Mitgliedstaaten, also mehr oder weniger die EU plus die Schweiz und Norwegen.

Das Auswahlverfahren

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Wenn die Grundvoraussetzungen stimmen, geht’s erst richtig los: Eine Gesundheitsprüfung steht an, man darf nicht krank sein, keine Sucht irgendwelcher legaler oder illegaler Drogen haben, muss gut beweglich sein und keine psychischen Störungen vorweisen. Zudem sollte man gut sehen. Fehlsichtigkeit ist laut der ESA der häufigste Grund, warum Bewerberinnen und Bewerber abgelehnt werden. Idealerweise ist man zwischen 27 und 37 Jahre alt. Der ganze Bewerbungsprozess hat sechs Stufen und dauert bis im Oktober – 2022!

Erst dann beginnt die dreijährige Ausbildung. Kurz gesagt: Wer sich jetzt bewirbt, ist frühestens im Jahr 2025 Astronaut oder Astronautin.

Das Auswahlverfahren ist zum einen enorm fordernd, zum andern zieht es sich lange hin. Für viele wird das wohl ein Traum bleiben, oder?

Ja, aber der einzige Weg, Astronautin oder Astronaut zu werden, ist, es zu probieren. Sich vorzubereiten ist dabei enorm wichtig. Es wäre schade, wenn man Interesse an diesem Job hat und es nicht zumindest versucht. Wenn es nicht klappt, kann man ja immer noch zurück in seinen ursprünglichen Job gehen.

Zum Schluss noch eine Frage: Verdient man als Astronautin oder Astronaut gut?

Man verdient wie ein Ingenieur, eine Ingenieurin. Man verdient also gut und man muss gerne reisen.

Das Gespräch führte Raphaël Günther.

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Tagesschau, 16.2.2021, 12:45 Uhr ; 

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