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Mundartlegende gestorben «Am Ende war er trotz allem der Boss»

Polo Hofer hatte eine zentrale Bedeutung für die Schweizer Musikszene, sagt Musikjournalist Sam Mumenthaler. Er hat 2005 eine Biografie über den verstorbenen Sänger verfasst.

SRF News: Welche Bedeutung hatte Polo Hofer für das Schweizer Musikschaffen?

Sam Mumenthaler: Ich würde sagen eine zentrale Bedeutung. Insbesondere dafür, dass die Schweizer Mundart wieder zur Populärmusik zurückgefunden hat. In den Kriegsjahren war der Schweizer Mundartschlager ein Renner – mit Acts wie Geschwister Schmid und Teddy Stauffer. Dann war lange eigentlich Ebbe. Polo Hofer war der Erste, der die angloamerikanische Rockmusik mit der Schweizer Mundart zusammengebracht hat. Dass das eine Erfolgsgeschichte war, muss ich wohl niemanden sagen.

In den 1970er-Jahren war Polo Hofer eine Rock‘n’Roll-Identifikationsfigur für die rebellische Jugend. Später wurde er dann zu Polo National, der ein breites Publikum ansprach. Wie hat er das fertiggebracht?

Er sass am Stammtisch und hat zugehört.
Autor: Sam Mumenthaler Musikjournalist und Hofer-Biograf

Spezialsendungen auf SRF

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Zum Tod von Polo Hofer stellt SRF auch heute Dienstag sein Programm um und erinnert in folgenden Sendungen an den Mundartrock-Pionier:

SRF 1:

  • 18:40 Uhr «Glanz & Gloria»
  • 20:05 Uhr «Tschou Polo – Erinnerungen an Polo» (Wiederholung 01:00 Uhr)

SRF 2:

  • 21:50 Uhr Konzert: «Polo Hofer & Schmetterding»
  • 23:00 Uhr Spielfilm: «Das Schweigen der Männer»

Er war immer nahe bei den Leuten. Polo Hofer sass am Stammtisch und hat zugehört. Er wusste, wohin der Wind weht und er hat es immer sehr geschickt verstanden, solche Trends aufzunehmen und sie auf seine ganz eigene und persönliche Art umzusetzen.

Lieder wie «Kiosk» oder «Alperose» sind längst Klassiker des Schweizer Liedguts. Gäbe es denn ohne Polo Hofer überhaupt eine Mundartmusikszene mit Bands wie Züri West oder Patent Ochsner?

«Was wäre wenn?»-Fragen sind immer schwierig. Ich denke, er hat Generationen von Mundartrockern inspiriert, die nach ihm gekommen sind. Interessant ist, dass die zweite Generation von Mundartrockern – etwa Züri West und Patent Ochsner – sich eigentlich am Anfang eher ein bisschen von Polo Hofer freistrampeln wollten. Er hatte dieses Terrain ursprünglich voll für sich besetzt. Am Ende war er aber eben trotz allem der Boss und alle haben seine Musik gehört – die wird man auch weiter hören.

Das Gespräch führte Markus Föhn.

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