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Wie Fairphones die Welt ein bisschen besser machen
Aus Espresso vom 29.12.2021. Bild: Imago
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Nachhaltigkeit Fairphones – das gute Gewissen im Hosensack

Die meisten Smartphones werden unter miesen Arbeitsbedingungen hergestellt. Faire Smartphones wollen es besser machen.

Smartphones können sich nicht mit Ruhm bekleckern: Schlechte Arbeitsbedingungen in chinesischen Fabriken, problematischer Rohstoffabbau – und bei der Nachhaltigkeit schneiden sie auch nicht gut ab: Selbst den Akku austauschen oder Reparaturen durchführen – geht nicht so einfach. 

Der Weg vieler Handys nach ihrem Einsatz heisst deshalb: Elektroschrott. Ein neues Gerät zu kaufen ist billiger, als das alte reparieren zu lassen. 

Kampf gegen die Verschwendung

Seit mehr als zehn Jahren versucht das Fairphone, es besser zu machen. Kürzlich kam die vierte Version des «nachhaltigen» Smartphones auf den Markt.

Ein Vorteil: Der Besitzer kann Ersatzteile bestellen und diese austauschen – eine defekte Kamera oder den Bildschirm etwa. Auch ein schwacher Akku ist schnell ersetzt. Ein modularer Aufbau des Fairphones macht das möglich, das Gehäuse lässt sich per Schraubenzieher öffnen.

Bei der Nachhaltigkeit können die alternativen Geräte punkten. Dennoch fristen faire Handys ein Schattendasein – wenn auch mit Tendenz zur Sonne: Elektronikhändler Digitec stellt eine Zunahme der Verkäufe um 50 Prozent fest, nennt aber keine konkreten Zahlen.

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Konstanter Trend auf tiefem Niveau

Faire Smartphones sind keine Umsatzgiganten, erfreuen sich aber zunehmender Beliebtheit. Der Onlinehändler Brack gibt an, 2021 drei Mal so viele Fairphones verkauft zu haben wie 2020. Man bewege sich im dreistelligen Bereich. Bei Digitec stagnieren die Verkäufe im mittleren vierstelligen Bereich auf Vorjahresniveau. Das liegt aber nicht nur daran, dass die Kunden nicht mehr danach verlangten. Ein Grund für die Stagnation: Die Halbleiterkrise sowie verschiedene Herausforderungen in den Produktionsstätten Chinas wie knapper Strom und Fabrikschliessungen.

Das neuste Modell 4 hat bei Brack in den letzten zwei Monaten den Vorgänger von der Spitze verdrängt. Kein Wunder, bietet es doch technisch einen echten Fortschritt gegenüber den letzten Fairphone-Generationen. Der Aufstieg spielt sich aber in absoluten Zahlen betrachtet auf niedrigem Niveau ab: Nach der generellen Anzahl Smartphone-Bestellungen im Dezember rangiert das erste Fairphone auf Platz 33.

Wachsendes Nischenbedürfnis

Nach Einschätzung von Brack sind Fairphones noch immer ein Nischenbedürfnis, das aber mit dem Generationenwechsel zunehme. Fairness- und Nachhaltigkeitsfaktoren rückten bei Jungen mehr in den Vordergrund. Deshalb werde die Nachfrage in den nächsten Jahren anziehen und die Modellvielfalt steigen.

Bislang wagen sich nur wenige Hersteller ans schwierige Unterfangen, wirklich fair hergestellte Smartphones zu bauen. Den modularen Fairphones am ähnlichsten ist der deutsche Hersteller Shiftphone oder die Geräte des afrikanischen Herstellers Mara. 

Schwierig zu lösen: Die Problematik der Rohstoffe

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Auch wenn Fairphone und Shiftphone in vielen Bereichen nachhaltig und fair sind, bleibt ein grosses Problem ungelöst: die Verwendung fairer Rohstoffe. An manchen Rohmaterialien in den fairen Handys klebt wohl immer noch Blut.

Rund 30 Metalle stecken in jedem Smartphone – manche davon, wie Tantal oder Kobalt, stammen aus dem Kongo. Dort herrscht in Teilen des Landes Bürgerkrieg. Viele Milizen beschaffen sich ihr Geld in den Minen mit Zwangsarbeitern.

Problematisch für die Hersteller sind die komplizierten Lieferketten: zwar kaufen Produzenten auch Metalle aus fairen Minen, geben diese aber an Verarbeitungsbetriebe weiter, wo sie mit jenen aus «schmutzigen» Minen gemischt werden.

Die kleinen Firmen, die uns mit ihren fairen Handys das schlechte Gewissen nehmen wollen, können deshalb nicht ganz garantieren, dass alle Bauteile auf sauberen Rohstoffen basieren.

Espresso, 29.12.21, 08:13 Uhr

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